Buchkritik -- Ruiz Carlos Zafón -- Das Labyrinth der Lichter

Umschlagfoto, Buchkritik, Ruiz Carlos Zafón, Das Labyrinth der Lichter , InKulturA Für einen Leser gibt es nichts Befriedigenderes als das Verknüpfen loser Fäden eines Romanzyklus. Hat Carlos Ruiz Zafón mit seinen drei Vorgängerromanen um den Friedhof der Vergessenen Bücher eine Hommage an Barcelona und, in schwierigen politischen Zeiten, eine Hymne über Menschlichkeit und richtiges Verhalten im falschen System geschrieben, legt er mit dem Abschlussroman "Das Labyrinth der Lichter" ein würdiges Ende seiner, man ist geneigt es Familiengeschichte der Buchhandlung Sempere & Söhne nennen, fulminanten Reihe vor.

Spanien zur Zeit der Franco-Diktatur. Politische Gegner und andere, dem System unliebsame Bürger verschwinden spurlos. Als jedoch der Minister Mauricio Valls ebenfalls von der Bildfläche verschwindet, wird Alicia Gris damit beauftragt, den Verschwundenen zu finden. Ihre Ermittlungen führen sie zur Familie Sempere und darüber hinaus zu einem unglaublichen Verbrechen von Mitgliedern der Regierung.

Mit diesem letzten Roman des Friedhofs der Vergessenen Bücher hat sich Zafón endgültig von der manchmal melodramatischen Diktion seiner Vorgängerromane verabschiedet und ein großes Stück Literatur geschaffen, das sowohl ein Politthriller als auch eine melancholische Hommage an die Kraft des Guten in schwierigen Zeiten ist. Genial verknüpft Zafón die verwinkelten Gassen des alten Barcelona mit den menschlichen Verirrungen seiner Figuren.

Allen voran Alicia Gris, mit der Zafón eine Frau erschaffen hat, deren Lebens- und Leidensweg er ausgiebig beschreibt und die, wie der Autor es getan hat, es wert ist, einen eigenen Roman zu füllen. Sie ist es, die dem Werk seine besondere Note verschafft, denn Alicia ist die Person, die, obwohl im Dienst des Regimes stehend, sich der Grenze zwischen Gut und Böse bewusst ist und ihr Handeln an den eigenen Maßstäben ausrichtet.

Während mit Ausnahme des mit allen Wassern gewaschenen Fermin die Figuren der Romane mehr oder weniger Spielbälle des Zufalls und der Umstände sind, ist Alicia eine schillernde Person, von der der Leser einfach nicht genug bekommen kann. Schön, aber vom Leben gezeichnet, intelligent und geheimnisvoll, ist sie der Dreh- und Angelpunkt. Über allem stehend, wird sie, obwohl ein Instrument des politischen Systems, zur eigentlichen Heldin des Romans.




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Veröffentlicht am 17. April 2017