Reaktanz in Zeiten betreuten Denkens

Man muss es einfach einmal aussprechen: Ein Hoch auf das betreute Denken! Welch ein Segen in unserer hektischen, überkomplexen Welt. Wie wunderbar einfach das Leben doch ist, wenn uns die Leitmedien des Landes morgens nicht nur den frisch gebrühten Kaffee, sondern auch gleich die passende, wohltemperierte Meinung dazu servieren. Kein mühsames Abwägen von Fakten, kein lästiges Selberdenken, keine Gefahr, im Dickicht der Ambiguität verloren zu gehen. Es ist eine intellektuelle All-inclusive-Reise, eine Dienstleistung, für die man im Grunde zutiefst dankbar sein müsste. Man lehnt sich zurück und lässt sich die Welt erklären, fertig aufbereitet, moralisch einwandfrei und garantiert frei von unerwünschten argumentativen Zusatzstoffen. Ein Service, der das eigene Gewissen beruhigt und den Geist entlastet. Weiterlesen

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Glück, ein unzuverlässiger Begleiter

I. Einleitung: Das Paradox des Glücksstrebens

Das Streben nach Glück ist eine der fundamentalsten Konstanten menschlicher Existenz. Es durchdringt alle Kulturen, alle Epochen und alle individuellen Lebensentwürfe. Von den antiken Philosophen bis zu den modernen Selbsthilfe-Gurus, von den großen Religionen bis zu den profanen Alltagsweisheiten, die Frage nach dem glücklichen Leben ist die Triebfeder unzähliger Diskurse, Hoffnungen und Anstrengungen. Doch in diesem universellen Streben liegt ein tiefes Paradox verborgen: Je direkter und verbissener wir das Glück jagen, desto flüchtiger und ungreifbarer scheint es zu werden. Es ist, als ob das Glück ein scheues Wild wäre, das sich just in dem Moment entzieht, in dem wir es zu fassen glauben. Diese Erfahrung der Flüchtigkeit, der Unbeständigkeit und letztlich der Unzuverlässigkeit des Glücks ist es, die den Menschen seit jeher in ein Spannungsverhältnis zu seinen eigenen Wünschen und Erwartungen setzt. Weiterlesen

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Nicolás Gómez Dávila

Die zeitlose Gültigkeit des reaktionären Aphorismus

Im intellektuellen Halbschatten des 20. Jahrhunderts, abseits der akademischen Hauptströmungen und politischen Agenden, entfaltete sich das singuläre Werk des kolumbianischen Denkers Nicolás Gómez Dávila. Als ein in die Klausur seiner monumentalen Bibliothek zu Bogotá zurückgezogener Solitär, schuf er ein Œuvre, das sich beinahe ausschließlich aus jenen Aphorismen zusammensetzt, die er als „Scholien“ bezeichnete. Diese prägnanten Sentenzen formen ein Mosaik radikaler Modernitätskritik, das sich bewusst von den vorherrschenden Ideologien seiner Zeit absetzt. Gerade durch diese konsequente Distanzierung und die tiefe Verankerung seines Denkens in einer metaphysischen Tradition erlangt sein Werk eine zeitlose Gültigkeit, die es zu einer beständigen Provokation für die Reflexion über die „conditio humana‟ im Zeitalter der Moderne macht. Weiterlesen

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Am Rand der Zeit: Eine melancholische Betrachtung

Inspiriert von James Rebanks‘ „Insel am Rand der Welt“

Die Stille zwischen den Wellen

Es gibt Momente, in denen die Welt stillzustehen scheint, nicht in der lärmenden Stille einer überfüllten Stadt, sondern in der wahrhaftigen Ruhe einer entlegenen Insel, wo nur der Wind durch das Gras streicht und die Wellen gegen uralte Felsen schlagen. James Rebanks führt uns an solche Orte, an den Rand der bekannten Welt, wo die Zeit andere Gesetze befolgt und wo das menschliche Herz endlich wieder seinen eigenen Rhythmus finden kann.

Hier, zwischen Himmel und Meer, zwischen dem Gestern und dem Morgen, offenbart sich eine Wahrheit, die in unserer hektischen Zeit fast vergessen scheint: dass wir Teil von etwas Größerem sind, etwas Dauerhafterem als unsere flüchtigen Sorgen und unser rastloses Streben. Die Entenfrauen von Vega verstehen dies seit Jahrhunderten. Sie leben nicht gegen die Natur, sondern mit ihr, in einem Rhythmus, der älter ist als alle Uhren und weiser als alle Kalender. Weiterlesen

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Berlin als logistische Drehscheibe im Krieg? Schon verloren!

Der neue „Operationsplan Deutschland“ ist ein Dokument von spröder Schönheit: geheim, technisch, ausweichend. Er beantwortet Fragen nicht, er verweist. Er gibt keine Sicherheit, er beschreibt Zuständigkeiten. Und Berlin, das ohnehin schon notorisch chaotische Herz der Republik, ist dabei kein sicherer Hafen, sondern: Durchgangsstation. Weiterlesen

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Was für widerliche Kreaturen

Man reibt sich die Augen: dieselben Gestalten, die sonst bei jeder Kleinigkeit ›Zivilisation! Werte! Demokratie!‹ rufen wie ein nervöser Feuermelder, feiern plötzlich den Mord an einem politischen Gegner. Bravo! Ein zivilisatorischer Coup sondergleichen, endlich das Niveau jener Steinschleuder-Logik erreicht, die schon in der Bronzezeit kaum originell war.

Der Jubel über den Tod eines Menschen, welch intellektueller Höhepunkt. Man könnte fast meinen, Aristoteles habe sich umsonst abgemüht, Kant umsonst kategorische Imperative formuliert. Denn siehe da: Ein Schuss genügt, und schon erübrigen sich Jahrhunderte der Aufklärung. Kein Diskurs, keine Gegenrede, kein Denken, nur das heilige Klicken des Abzugs, das ›Argument‹ für alle, deren Wortschatz bei Beleidigungen endet. Weiterlesen

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„Tritt mich noch einmal, Herr Merz!“

Eine satirische Nachlese zur nordrhein-westfälischen Landtagswahl

Es gibt Länder, in denen man aus Wahlen Funken schlägt, Visionen gebiert, einen Aufbruch wagt. Und es gibt Nordrhein-Westfalen. Das Bundesland, das stets ein bisschen so wirkt, als habe man es aus Braunkohle, Autobahnraststätten und dem letzten Rest Kirmesstaub zusammengeknetet, hat gewählt. Gewählt, wie es eben wählt: stoisch, verlässlich, geradezu masochistisch. Und siehe da: Die CDU hat gewonnen. Friedrich Merz, dieser wandelnde Wirtschaftsprüfer in Menschengestalt, reibt sich die Hände und sagt trocken: „Kein Grund, die Regierungspolitik zu ändern.“ Weiterlesen

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Europa hat sich aufgegeben

Ich habe es bereits beschrieben, dass aus der griechischen Philosophie, dem Recht Roms und dem Glauben Israels, der sowohl das alte Judentum wie das Christentum meint, das Europa der vergangenen 2.000 Jahre entstanden ist.“ Gerald Grosz: Merkels Werk – Unser Untergang.

Schon in diesem Satz liegt mehr Wahrheit über die geistige DNA unseres Kontinents als in allen Hochglanzbroschüren der Europäischen Union zusammengenommen. Wer genauer hinhört, entdeckt die eigentliche Tragödie der Gegenwart: Europa weiß nicht mehr, wer es ist, und weil es nicht mehr weiß, wer es ist, will es sich auch nicht mehr sein. Drei Quellen sind es, die zusammenflossen: die griechische Philosophie, die mit ihrem Fragen, Zweifeln, Dialektisieren den Menschen überhaupt erst in die Lage versetzte, über sich selbst hinauszudenken; das römische Recht, nüchtern, systematisch, ein universales Ordnungsprinzip, das die Idee brachte, Regeln über den Willen des Einzelnen zu stellen; und der Glaube Israels, der das alte Judentum wie das Christentum umfasst, und den Gedanken einer transzendenten Verantwortung begründete, einer Instanz, die größer ist als jede irdische Macht. Ohne diese drei Säulen gäbe es keine Vorstellung von unveräußerlicher Würde, keine Idee, dass der Mensch mehr ist als ein biologisches Bündel von Bedürfnissen. Und doch wird dieses Bauwerk in der Gegenwart gern so dargestellt, als sei es bestenfalls eine Ruine, schlimmstenfalls ein Gefängnis. Weiterlesen

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Queer und Doof

Die Rückkehr des Mittelalters im Gewand der Moderne

Man hatte uns weisgemacht, die Menschheitsgeschichte sei eine lineare Erzählung: von der Höhle zum Hochhaus, vom Scheiterhaufen zum Rechtsstaat, vom Aberglauben zur Aufklärung. Doch nun erleben wir staunend, dass die Spirale der Zivilisation nicht nur nach oben, sondern auch nach unten führen kann – und zwar mit bemerkenswerter Geschwindigkeit. Willkommen im 21. Jahrhundert, wo mittelalterlicher Fanatismus und westliche Wokeness eine groteske Allianz eingehen, die jede Satire überflüssig macht, weil sie sich selbst karikiert. Weiterlesen

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Das entlarvende Schweigen der „Woken Community‟

Da liegen Frauen verschüttet unter Trümmern, und der fromme Taliban hat einen göttlichen Einfall: „Hände weg, Brüder, es könnte unkeusch sein, ein sterbendes Weib zu berühren.“ So stirbt man in den Ruinen nicht am Gewicht des Betons, sondern am Gewicht der Frömmigkeit. Und während diese mittelalterliche Farce in Afghanistan zur grausigen Realität wird, nickt der Westen ergeben, oder noch besser: Er schweigt, als wäre es ein Akt höherer Toleranz. Weiterlesen

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