Buchkritik -- Joël Dicker -- Das Geheimnis von Zimmer 622

Umschlagfoto, Buchkritik, Joël Dicker, Das Geheimnis von Zimmer 622, InKulturA Geschafft! Mein erster Gedanke, als ich die letzte Seite gelesen hatte. Ein Schriftsteller – der Autor Joël Dicker höchst persönlich – klärt einen bislang ungeklärten Mord im Zimmer 622 eines Schweizer Luxushotels auf. Sein Verleger und langjähriger Freund und Mentor ist verstorben und die Geliebte hat sich abgewendet, weil dem Herren das Füllen leeren Seiten wichtiger war, als die zarte Haut seiner Freundin.

Nun also ab in die Schweizer Alpen ins Hotel Palace de Verbier und, neugierig geworden durch die ungewöhnliche Nummerierung der Zimmer, zusammen mit einer charmanten Hotelbekanntschaft mitten hinein in die Lösung des alten Falles.

Wie in allen Romanen Dickers geht es auch hier wieder auf mehreren Ebenen verschachtelt zu. Mit vielen, sehr vielen Rückblenden begleitet der geduldige Leser die beiden Amateurermittler durch Intrigen, Irrungen und Wirrungen der Schweizer High Society des Bankenwesens, in die auch noch der hiesige Geheimdienst involviert ist. Aber mal ganz ehrlich, so flach, so unglaubwürdig angelegt kann diese geschlossene Gesellschaft gar nicht sein und so sollte der Roman in Wirklichkeit vielleicht als Persiflage auf einen Detektivroman gelesen werden.

Die Dialoge hölzern bis gekünstelt, eine Dreiecksgeschichte, die sich über viele Jahre hinzieht und eine schriftstellerische Diktion, die, obwohl der Roman in unserer Zeit spielt, an die Konversation einer längst zurückliegenden erinnert.

Natürlich wird der Fall gelöst und der wirkliche Täter ermittelt. Und siehe da, nichts, aber auch wirklich nichts, war so wie es den Anschein hatte. Über die Logik dessen mag man geteilter Meinung sein, doch Joël Dicker hat einmal mehr bewiesen, dass er es meisterhaft versteht, verwirrende Geschichten zu erfinden, deren Länge hier doch eine verwegene Herausforderung darstellt.




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Veröffentlicht am 24. Mai 2021