Buchkritik -- Don Winslow -- Jahre des Jägers

Umschlagfoto, Buchkritik, Don Winslow, Jahre des Jägers, InKulturA Der Krieg gegen die Drogen ist nicht zu gewinnen. Jedenfalls nicht, wenn sich die dabei angewandten Methoden nicht ändern. Zu diesem Schluss kommt Arturo (Art) Keller, der sich seit Jahren im Kampf gegen die mexikanischen Kartelle, insbesondere gegen das Sinaloa-Kartell und Adán Barrera befindet. Letzterer ist seit dem zweiten Band der Trilogie Geschichte, denn Keller hat die Akte Barrera auf seine Weise, eben die von „Killer-Keller“ geschlossen. Doch das Ende des Drogenbarons führt in Mexiko zu einem blutigen Machtkampf, der mehr Todesopfer fordert als zuvor.

Der dritte Band der Drogen-Saga sieht Art Keller als Direktor der DEA wieder, der um die Vergeblichkeit der US-amerikanischen Versuche, die Drogenflut zu bekämpfen, weiß. Ganze zwei dicke Bücher hat es gebraucht, bis Don Winslow seiner Figur das Denken beigebracht hat und dieser eine Kehrtwendung der Politik der DEA und anderer Behörden und Verantwortlichen fordert. Immerhin bedienen die Drogenkartelle einen Markt und der befindet sich direkt in den USA.

Die Rechnung ist einfach und entspricht einem marktwirtschaftlichen Prinzip: ohne Nachfrage kein Angebot. Aus diesem Grund ist Keller bezüglich der angewandten Methoden desillusioniert und unternimmt den Versuch, eine andere Politik zu installieren. Damit macht er sich natürlich, es ist gerade Wahlkampf in den USA, bei den Hardlinern, hauptsächlich bei dem Immobilienmagnaten und Reality-TV-Star John Dennison – unschwer erkennt der Leser Donald Trump – äußerst unbeliebt, denn Dennisons Schwiegersohn erhält von der mexikanischen Drogenmafia einen Kredit für ein großes und finanziell aus dem Ruder gelaufenes Projekt.

Sieht man einmal von der inzwischen etwas ermüdenden Tatsache ab, dass Donald Trump anscheinend auch der US-amerikanischen Kriminalliteratur einen großen Inspirationsschub gegeben hat, ist der letzte Band der Trilogie um Art Keller und seinen einsamen Kampf wieder ein großartiger Thriller, der seinen Figuren die gewohnte Authentizität und Realität verschafft und der Leser einmal mehr die Hintergründe und das Funktionieren eines Marktes kennenlernt, der die Bedürfnisse seiner Kunden mehr als zufriedenstellt.

Eigentlich müsste man trotz der dahinter stehenden Schicksale der Abhängigen laut darüber lachen, wie auch die mexikanischen Kartelle ihre Produkte immer weiter verbessern, preislich vergünstigen und damit die Nachfrage und den Gewinn steigern. Das ist Kapitalismus in Reinkultur und aus diesem Grund besteht, wie Winslow es im Roman gnadenlos beschreibt, im Prinzip kein Unterschied zwischen Hedgefonds-Managern und Kartellbossen. Art Keller steht eigentlich auf verlorenem Posten, denn der Kampf gegen die Drogen, so wie er seit Jahren geführt wurde, erzeugt seinerseits Profite für alle daran Beteiligten.

„Jahre des Jägers“ ist sowohl eine Zusammenfassung Kellers bisherigen Wirkens als auch eine Sammlung von Schicksalen und Geschichten sämtlicher Mitspieler des Drogenkartells. Junkies, Dealer, Undercoverpolizisten, Politiker und Mafiabosse. Sie alle vereint der Stoff, aus dem die Träume sind und der sie doch alle zum Tode verurteilt. Die da unten, die Konsumenten, durch Überdosen und die da oben durch blutige Marktbereinigungskämpfe.

Fast könnte man, wäre da nicht der monumentale Trump-Hass des Autors, den dritten Teil der Drogen-Saga als Beschreibung des aktuellen Zustands der US-amerikanischen Gesellschaft lesen. Der dürfte sich, egal unter welcher politischer Führung, weiter verschlechtern.




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Veröffentlicht am 16. März 2019