Buchkritik -- Mareile Onodera -- Weltfrau

Umschlagfoto, Buchkritik, Mareile Onodera, Weltfrau, InKulturA Was für eine Frau! Diplomatenfrau und Künstlerin. Was für ein Leben! Europa, Russland, Asien. Immer befindet sich Mareile Onodera auf der Höhe der Zeit. Eine, sagen wir unkonventionelle Kindheit und Jugend ist wohl der Grundstein für ein Leben, das, obwohl selbst gewählt, doch viele Jahre einen Spagat darstellt zwischen diplomatischem Parkett und der eigenen künstlerischen Entwicklung.

"Ich bin fehl am Platz in dieser Welt der feinen Leute." Gleich der erste Satz der Autobiografie knallt dem Leser förmlich um die Ohren, zeigt er doch die beiden Pole, zwischen denen das Leben Onoderas abläuft. Verheiratet mit einem Japaner im diplomatischen Dienst ist es für eine gaijin, ein "Mensch von außerhalb", schwer, sehr schwer von der Familie des Ehemanns akzeptiert zu werden. Sie erzählt mal mit Humor, mal mit Sarkasmus von den 28 Jahren, die sie in Japan verbracht hat und in denen sie manchmal an den nicht hinterfragten Traditionen einerseits und ihrem Drang nach Freiheit und künstlerischer Entwicklung andererseits zu zerbrechen drohte.

Doch dies geschah mitnichten, denn, das zeigt die Lebensgeschichte dieser in jeder Beziehung starken Frau, sie stand in jeder Situation ihre Frau. Ob es sich um die, nebenbei bemerkt ziemlich lächerlichen, Aufregungen bei diplomatischen Empfängen handelt, oder um erlittene Willkür seitens russischer Offizieller, Mareile Onodera ist nicht kleinzukriegen.

Da wird nicht gemeckert oder wortreich geklagt, sondern die Probleme mit der Energie einer unter Volllast fahren Dampflokomotive gemeistert. Egal ob in Japan mit seiner strikten Hierarchie oder in Wladiwostock und dessen systemimmanente Mangelbewirtschaftung, fast immer gelingt es Onodera die Zügel des Handelns in ihren Händen zu behalten.

"Weltfrau" ist die faszinierende Autobiografie eines turbulenten Lebens und nicht wenige Leser und natürlich auch Leserin werden sich bestimmt die Frage stellen "Und was hast Du gemacht...?"




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Veröffentlicht am 3. Juni 2018