Buchkritik -- Tom Wood -- Traitor

Umschlagfoto, Buchkritik, Tom Wood, Traitor, InKulturA Nein, ein guter Mensch ist Victor nicht. Zumindest nicht, wenn man ihn und seine Tätigkeit nach normal-menschlichen Maßstäben beurteilt. Victor ist ein Killer, ein Auftragsmörder und der beste in seinem Metier. Im mittlerweile 10. Band um diesen ambivalenten Charakter erlaubt Tom Wood seinen Lesern wieder einmal einen Blick in den Geist eines Raubtiers.

Ein Raubtier mit einem bestimmten Code. Er erlaubt kein Fluchen, keine Gotteslästerung und ein Job ist genau das und nichts weiter. Kaum zu glauben, aber während er Überlegungen anstellt, wie er eine Gruppe russischer Gangster töten wird, beginnt er zu befürchten, dass ein kleines Mädchen an einer Olive ersticken könnte.

Die Idee eines Auftragsmörders mit einem moralischen Impetus oder einem inneren moralischen Kompass ist aus alle Fälle ein faszinierender Aspekt in der literarischen Darstellung. Es könnte als Widerspruch erscheinen, da Auftragsmörder typischerweise mit moralischer Verderbtheit und Gewissenlosigkeit assoziiert werden.

Mit Victor fordert Wood diese Konvention allerdings heraus, indem er einen Charakter schafft, der als Auftragsmörder handelt, aber gleichzeitig eine Art moralischen Impetus und sine individuelle Ethik besitzt. Es ist diese Dichotomie, die Victor zu einem so faszinierenden Charakter und Woods Bücher so unterhaltsam macht.

In der Literatur sind solche Charaktere oft komplex und mehrdeutig, und ihre moralischen Impulse können dazu dienen, die Leser zum Nachdenken über Themen wie Gerechtigkeit, Moral und Ethik anzuregen. Es ist eine interessante Möglichkeit, moralische Grauzonen und die Komplexität menschlicher Natur zu erkunden.

Auf den Punkt gebracht: Philosophie und das Genre der Antiheldenliteratur schließen sich nicht aus.




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Veröffentlicht am 24. März 2024