Buchkritik -- Martin Suter -- Allmen und Herr Weynfeldt

Umschlagfoto,Martin Suter, Allmen und Herr Weynfeldt , InKulturA Johann Friedrich von Allmen. Hört sich nobel an, doch in Wirklichkeit steckt hinter diesem Mann, der, ganz entgegen der Gepflogenheiten derer „von…“ einer Tätigkeit nachgehen muss, um mithilfe sporadischer Einnahmen das Bild eines „derer von oben“ abgeben zu können, das Ehepaar Maria und Carlos, wechselweise dienstbare Geister und gleichzeitig Allmans Partner von „Allmen International Inquiries“, wobei besonders Maria das Verdienst zukommt, dafür zu sorgen, dass, trotz Allmens gehobenen, sprich extravaganten also teurem Lebensstil, immer genug Geld, hauptsächlich in dem Portemonnaie ihres Ehemanns, vorhanden ist, um ihren Partner und Arbeitgeber gelegentlich, d. h. oft aus der pekuniären Verlegenheit zu helfen.

Da trifft es vorzüglich, dass Allmen dem finanziell weitaus besser aufgestellten Adrian Weynfeldt begegnet. Da dieser ein Kunstsachverständiger und Sammler ist und überdies sich in einem ähnlichen Alter wie unser Titelheld befindet, wird daraus eine spontane Freundschaft, die durch den Diebstahl eines Gemäldes und den sich anschließenden Recherchen von „Allmen International Inquiries“ bald auch finanziell lukrativ wird.

Der Kreis der Verdächtigen ist schnell ausgemacht, denn Weynfeldt hatte, entgegen seiner sonstigen Gepflogenheit, seinen Freundeskreis nicht im Restaurant, sondern bei sich zuhause empfangen. Ein Freundeskreis übrigens, der zwar mit illustren Personen aufwartet, die aber gegen eine gelegentliche finanzielle Unterstützung seitens des Einladenden nichts einzuwenden haben.

Genug Tatverdächtige also und als auch noch die Kunstbuchhändlerin Karin Winter bei einem Treppensturz ums Leben kommt, haben „Allmen International Inquiries“ auch ihre erste Leiche.

Wieder einmal hat Martin Suter seinen sympathischen, immer den Schein des gelebten gehobenen Ambientes bewahrenden „Ich bin kein Detektiv. Ich bin eher ein Künstler“ auf die Suche nach dem gestohlenen Gemälde gemacht, von dem noch nicht einmal der Besitzer weiß, ob es sich tatsächlich um einen Picasso handelt oder nicht.

Macht nichts, Allmen macht sich mithilfe seiner beiden Partner auf die Suche, befragt mehr oder weniger sensibel die verdächtigen Personen, bis zum Schluss die örtliche Polizei den Fall ratzfatz aufklärt.

Es steckt viel Melancholie in diesem nunmehr 7. Band um den eleganten, oft mittellosen, aber immer den Schein wahrenden Allmen, der, wie Adrian Weynfeldt auch, sich im Einlauf auf die Zielgerade befindet. Was passt da besser, als eine gepflegte Bar, eine Band, deren Sängerin den Blues hat und ein passendes Getränk?

In solchen Momenten ist Allmen ein reicher Mann.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 28. März 2024