Buchkritik -- Stefan Luft -- Abschied von Multikulti

Umschlagfoto  -- Stefan Luft  --  Abschied von Multikulti Multikulti ist gescheitert. Dies bestreiten nur noch realitätsfremde, idelogisch motivierte Welt-, bzw Deutschlandverbesserer. Eine mehr als 30 Jahre währende Fehlentwicklung gilt es zu korrigieren. Was lief Jahrzehnte lang falsch, welche Fehlentwicklungen führten zu der heutigen Situation und wie kann die politische Führung darauf reagieren?

Stefan Luft hat mit seinem Buch Abschied von Multikulti darauf eine Antwort gegeben. Er beschreibt sowohl den Ursprung der Masseneinwanderung, als auch ihre negative Auswirkung in Form von millionenschweren finanziellen Transferleistungen an die nunmehr dritte Generation der in Deutschland lebenden Ausländer.

Seit den 60er Jahren wurde auf Druck der Wirtschaft eine Politik der Anwerbung von ausländischen Arbeitnehmern geführt, welche dazu dienen sollte, freie Stellen zu besetzen. Ungelernte Arbeiter waren willkommen und wurden an Arbeitsplätzen, die aufgrund des damaligen Arbeitskräftemangels nicht zu besetzen waren, oder die von einheimischen Arbeitern nicht mehr ausgeführt werden wollten, eingesetzt. Die bei weiten größte Gruppe dieser Angeworbenen kam aus der Türkei. Doch nicht nur die deutsche Wirtschaft hatte ein Interesse an der Einwanderung dieses Personenkreises, sondern auch der türkische Staat förderte sie nach Kräften, konnte er sich doch eines steigenden Reservoirs an arbeitslosen Menschen entledigen.

Obwohl es seit Beginn dieser Masseneinwanderung warnende Stimmen gab - kurioserweise aus vielen Institutionen wie z. B. Kirche, Gewerkschaft, Sozialverbänden, etc. - versäumte es die Politik für eine geregelte Einwanderung zu sorgen. Der deutsche Staat ist in dieses Problem, wie Stefan Luft es treffend ausdrückt "hinein gescheitert".

40 Jahre später zeigen sich die damals geschaffenen Probleme als schwerwiegende Herausforderung des inneren Friedens der Bundesrepublik Deutschland. Familiennachzug, ebenfalls ungesteuert, die sich daraus ergebende mangelnde Bereitschaft die deutsche Sprache zu erlernen und die Segregation in ethnischen Kolonien stellen die Politik, aber auch die sozialen Dienstleister vor gravierende Probleme.

Der Autor weist immer wieder zu recht auf die Tatsache hin, daß es gerade die große Gruppe der türkisch-stämmigen Zuwanderer ist, welcher es nicht gelang, sich erfolgreich in das politische und soziale System zu integrieren. Der einzigen Bezug zum sozialen System besteht in der monatlichen Alimentierung mit Transfergeldern.

Stefan Luft hat ein Buch vorgelegt, das bemerkenswert unideologisch und sachlich die Problematik einer ungesteuerten und ungehemmten Zuwanderung schildert. Seine Anmerkungen und die Darstellung von Problemlagen entnimmt er immer offiziellen Untersuchungen und Statistiken. So wundert es nicht, daß er über 1500 Anmerkungen dazu benutzt, um auf vorhandene Berichte, Stellungnahmen und einschlägige Studien zu verweisen.

Niemand in politisch verantwortlicher Position konnte jemals behaupten, daß er von diesen Entwicklungen nichts gewußt habe, dies zeigen die im Buch verwendeten Statistiken. Seit Beginn der Masseneinwanderung gab es kritische Stimmen aus allen Lagern der Gesellschaft. Untersuchungen und Berichte zeigten schon in den 70er Jahren Probleme auf, die sich in der heutigen Zeit potenziert haben.

Mangelnde Sprachkenntnisse sind ein wesentlicher Grund für das Scheitern von Integration in die deutsche Gesellschaft. Dieses wiederum führt zur Segregation in ethnischen Kolonien. Von dort beginnt, da in diesen Kolonien keine deutsche Sprache mehr benötigt wird, ein Circulus vitiosus. Keine Sprachkenntnisse zu besitzen bedeutet letztendlich auch, sich nicht integrieren zu können. Der Weg zu Ausbildungsplätzen und Arbeitsstellen ist versperrt. Daraus folgt der Rückzug in die ethnische Kolonie und Hass auf die deutsche Gesellschaft.

Stefan Luft zeigt in seinem Buch 40 Jahre verfehlte Zuwanderungspolitik auf. Er schlägt, überaus gut strukturiert, einen Bogen über 4 Jahrzehnte unkoordinierter Zuwanderung. Seine Quellen sind über jeden Zweifel erhaben und seine Analysen treffend. Das Buch wird in Zukunft zur Pflichtlektüre eines jeden werden, der sich mit dem Thema Einwanderung beschäftigen will.

Den Schluß seiner breit gefächerten Untersuchung bilden Vorschläge, wie es gelingen kann, der aktuellen Krise zu entkommen. Die Vorschläge die der Autor macht, sind nicht alle neu, so z. B. die verstärkte Einbeziehung der Migranteneltern bei der schulischen Ausbildung ihrer Kinder, die Wichtigkeit des Erwerbs von deutsch-sprachlicher Kompetenz und die Vermeidung der Bildung von ethnischen Kolonien. Das ist alles gut und richtig, jedoch ist ein Großteil der Vorschläge bereits versucht worden zu realisieren - ohne Erfolg. Die Eigendynamik der Zuwanderung war immer stärker. Außerdem ist die Debatte um eine gelungene Einwanderungspolitik ideologisch aufgeheizt. Die Mehrzahl der Bürger dieses Landes spüren zwar am eigenen Leib die Konsequenzen des ungehemmten Zustroms in die Sozialsysteme. Die verantwortlichen Politiker jedoch sind aus opportunistischen Gründen nicht dazu bereit, die aktuelle Politik dahingehend zu beeinflussen, um Zuwanderung und Integration an deutsche Bedürfnisse anzupassen.




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