Buchkritik -- Detlef Bluhm -- Schiffskatzen

Umschlagfoto, Detlef Bluhm, Schiffskatzen, InKulturA Unter dem Radar der Großen Geschichte, die, in Büchern und wissenschaftlichen Abhandlungen dargestellt und von Politiker gern in Reden wiederholt, stets im Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit steht, spielt die Kleine Geschichte eine nicht gerade unwesentliche Rolle. Zwar nicht im Mittelpunkt politischer, historischer oder auch feuilletonistischer Betrachtungen stehend, jedoch einen nicht geringen Anteil am Verlauf der Großen Geschichte für sich beanspruchend, sind es oft die kleinen Dinge, die den Weg für die im Nachhinein als historische Ereignisse in die Annalen der Geschichte eingegangenen Erfolge ebnen.

Die Schiffskatzen machen da keine Ausnahme. Seit Beginn der überlieferten Seefahrt spielten Katzen eine wesentliche Rolle für den Erfolg nautischer Missionen. Bereits die Handelsschiffe der Phönizier hatten auf ihren Fahrten, die sie bis zu den Azoren führten, Katzen an Bord, um sich gegen die stets allgegenwärtigen Ratten und Mäuse zu wehren. Als es Jahrhunderts später darum ging, Atlantik und Pazifik zu überqueren, waren die vierpfotigen Begleiter willkommene Unterstützer im Kampf gegen die Nager, die auf den Seereisen die Nahrungsmittelvorräte bedrohten.

Detlef Bluhm hat diesen zahlreichen tierischen Schiffskameraden, die in der Großen Geschichte jedoch nicht den ihnen gebührenden Platz gefunden haben, mit seinem Büchlein ein Denkmal gesetzt. "Schiffskatzen", so dessen Titel, erzählt von den bekannten und unbekannten Begleitern des Menschen auf dessen oft Monate dauernden Seefahrten.

Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass, wäre an Bord der zahlreichen Schiffe keine Katze ihrem Job nachgegangen, die Geschichte der Entdecker und erst recht die Geschichte der Handelsschifffahrt einen anderen Verlauf genommen hätte. So war z. B. noch bis weit ins 20. Jahrhundert ihre Anwesenheit auf Handels- und Kriegsschiffen, Expeditionen und Passagierfahrten selbstverständlich und eine französische Versicherung forderte sogar die Anwesenheit einer Katze an Bord des Schiffs, andernfalls ging der Versicherungsschutz verloren.

Katzen wird nachgesagt, dass sie über sieben Leben verfügen. "Umsinkable Sam", eine Schiffskatze der Britischen Marine überlebte sogar zwei Schiffsuntergänge, entschied sich dann jedoch äußerst weise dafür, ihr zukünftiges Leben an Land zu verbringen.

"Schiffskatzen" von Detlef Bluhm ist nicht nur ein Buch für die Freunde der schnurrigen Begleiter des Menschen, sondern auch ein Buch über die kleinen Fakten, die die Große Geschichte erst möglich machen.




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Veröffentlicht am 20. Oktober 2014