Buchkritik -- Hans H. Sallhofer -- Sackgasse Quantenphysik

Umschlagfoto  -- Hans H. Sallhofer  --  Sackgasse Quantenphysik Keine wissenschaftliche Theorie hat die Welt so sehr verändert wie die Quantenphysik. Die Moderne wäre ohne sie nicht denkbar. Computer würden ohne ihre Erkenntnisse nicht funktionieren und die Atombombe wäre nie gebaut worden. Ist sie wirklich diese bahnbrechende Erfindung gewesen und lohnt, bzw. rechnet sich die Suche nach den immer kleiner werdenden Materieteilchen?

Hans H. Sallhofer vertritt in seinem Buch "Sackgasse Quantenphysik" die Meinung, daß dies nicht der Fall ist. Abgesehen von seinen mathematisch-pysikalischen Beweisen die ich mangels Kenntnissen in Teilchenphysik weder belegen noch widerlegen kann, vertritt er die These, daß die Suche nach den kleinen Materieteilichen mit Hilfe riesiger unterirdischer Teilchenbeschleuniger zu viel kostet und im Gegenzug zu wenig an neuen Erkenntnissen bringt. Beispielhaft ist für ihn Ablehnung des amerikanischen Kongresses im Jahr 1993, weitere Mittel für das texanische Zyklotron in Waxahachie in Texas bereitzustellen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits zwei Milliarden US-Dollar verbaut. Deshalb steht in dieser Buchkritik nicht das Objekt Buch in Vordergrund, sondern die philosophischen Auswirkungen und Bedeutungen der Quantenphysik.

Bekanntlich beinhaltet die Kopenhagener Deutung der Quantentheorie, das heißt diejenige Interpretation auf die sich die meisten Physiker geeinigt haben, das im mikroskopischen Bereich die allgemeinen Gesetze der Pysik nicht mehr gelten, das der Welle-Teilchen Dualismus des Lichtes nicht mehr gilt. Zudem, und das ist die eigentlich gravierende Aussage der Quantenphysik, kann in diesem Bereich nicht mehr der Aufenthaltsort der Teilchen vorausgesagt werden. Ob Welle oder Teilchen, das entscheidet erst der Betrachter bei der Messung. Davor sind quasi alle Zustände möglich.

An diesem Punkt setzt meine Kritik der Quantentheorie an. Die Kopenhagener Deutung spricht von einer Indifferenz in diesem mikroskopischen Bereich. Das bedeutet im Prinzip nichts anderes, als das es zwei verschieden Möglichkeiten gibt die Welt zu interpretieren. Einmal die allgemeine Physik, die in den "normalen" Größenbereichen gültig ist, und die Quantentheorie, die im mikroskopischen Bereich Gültigkeit hat.

Dabei ist sie doch einzig nur das nichteingestandene Versagen der Meßinstrumente, die vielleicht noch nicht fein genug arbeiten, um die Realität zu messen. Die philosophische Bedeutung der Quantentheorie ist jedoch viel weitreichender, aber kuriosenweise von den Philosophen noch nicht (nach nunmehr fast einhundert Jahren) zur Kennnis genommen.

Philosophisch gesehen ist sie ein Rückschritt hin zur Ideenlehre Platons, zum Idealismus. Er besagt, das wir die Realität nie erblicken können, sondern immer nur die Manifestationen der Ideen sehen. Wenn sich Religion und Philosophie mit diesem Themenbereich, in dem sie übrigens viel zu sagen hatten und haben, beschäftigen, ist das in Ordnung. Wenn sich jedoch die Physik auf solche Spekulationen einläßt, dann ist das mehr als bedenklich.

In diesem Punkt muß ich Sallhofer recht geben: Die finanziellen Bedürfnisse der Teilchenphysik stehen in keinem Verhältnis zu ihren Nutzen. Von der Philosophie ist zur Zeit auch keine Hilfe zu erwarten. Zu sehr ist sie damit beschäftigt ihre "Nützlichkeit" unter Beweis zu stellen. Informationstheorie, wirtschaftliche Mittel-Zweck Analysen, Gentechnische Ethikdiskussionen und "Glückstheorien" sind zur Zeit ihre ureigenen Domänen. Von ihrem eigentlichen Gebiet, der Ontologie, der Lehre von Sein, ist sie zur Zeit soweit entfernt, wie die Milchstrasse von der nächsten Galaxie. Das ist ein klassisches Beispiel dafür, wie fremdgelenkt ein wissenschaftliches Gebiet sein kann. Als zu Anfang der zwanziger Jahre die Quantentheorie erfunden wurde, meldete sich die Philosophie aus der ernst zu nehmenden Wissenschaft ab. In diesem Sinn hatte Wittgenstein recht, wenn er sagte, das "alle Philosophie Sprachkritik sein muß".

Die Kopenhagener Deutung der Quantentheorie erinnert mich an Diskussionen die im 17. Jahrhundert darüber geführt wurden, ob die Jungfrau Maria durch ihr Ohr befruchtet worden sei. Auf ähnlichem Niveau sind die Implikationen der Quantentheorie angesiedelt. Die Selbstherrlichkeit der Physiker, die nicht zugeben wollen oder können, das sie einfach noch nicht dazu in der Lage sind Instrumente zu bauen, die fein genug messen können, um konkrete Ergebnisse zu liefern und die theoretische Beliebigkeit der Interpretationen (Viele-Welten Theorie), ersetzt den Willen zu konkreten Ergebnissen.

So lange jedoch die theoretische Physik und die mit ihr einhergehende Überfinanzierung gesichert ist, solange werden auch keine anderen Forschungsansätze zu erwarten sein. Sallhofer hat recht, wenn er sagt, das die Quantenphysik eine Sackgasse ist.

Zur aktuellen Forschungsstand über das Thema Quantenphysik siehe auch:
Brian Greene: Das elegante Universum




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