Kriege, Hexenverfolgungen, Vergewaltigungen, Grausamkeiten, ideologische Verblendungen - die Liste läßt sich beliebig weiterverfolgen. Negativattribute lassen sich wahllos und in nahezu endloser Zahl hinzufügen. Immer wieder ist es der Mensch, der zu triebhaften Exzessen neigt. Aus dem Urgrund seiner Psyche steigen bislang unterdrückte Triebe mit aller Macht an die Oberfläche und finden Ausdruck in pervertierten Gewaltausbrüchen. Immer wieder ließen und lassen sich Menschen von der Macht, aber auch von der Angst vor Institutionen korrumpieren.

Die Verführbarkeit des Menschen zu Gewalt, zu Herrschsucht und zum Mißbrauch von Macht muß im innersten seines Wesen bereits angelegt sein. Es muß ein dem Menschen immanentes Verlangen nach "Beherrschenlassen" vorhanden sein, anders ist es nicht zu erklären, warum sogenannte Führer und ideologische Leitfiguren es immer wieder schafften, Menschen in ihren Bann zu ziehen.

Normale Menschen, in ihrer kleinen überschaubaren Welt lebend, werden durch Manipulation oder auch aus Angst vor Strafe zu Gewalttätern. Die Geschichte bietet vielfältige Beispiele: Timur Lenk, die Kreuzritter, Hitler und Stalin sind nur eine kleine Auswahl dessen, was die Möglichkeit menschlicher Perversion zu bietet hat. Selbst die Phantasie eines Hieronymus Bosch oder eines Goya erreichten nicht sämtliche Spielarten menschlicher Grausamkeit.

Philosophen haben die Welt beschrieben, wie sie sein sollte. Kirchliche und politische Führer jedoch haben die Welt zu dem gemacht, was sie ist. Kirche und Politik haben sich durch die Jahrhunderte hindurch in Bezug auf Kriegstreiberei und Machtbesessenheit geradezu überboten. Ideologische und religiöse Verblendung gingen parallel zur menschlichen Geschichte. Selbsternannten Führern gelang es immer wieder Macht zu erlangen um Menschen ihren Willen aufzwingen zu können.

Doch diese Despoten waren niemals allein am Werk. Ihnen folgte eine allzu willige, allzu bereite Schar von Untergebenen, die in diesem Dunstkreis zu Macht und Einfluß kamen. Schnell waren sie bereit, ethische Werte der neuen Ideologie zu opfern. Der Schritt von der Normalität zur Bestialität ist nur ein kleiner. Die Schwelle zur Grausamkeit kann nicht besonders hoch sein, da sie viele, allzu viele sehr leicht überschreiten können.

Es ist im Prinzip die endlose Geschichte des Leidens, welche die menschliche Entwicklung geprägt hat. Jede Veränderung war eine versuchte und immer unvollkommene Antwort auf Gewalt und Terror. Niemals gelang es bisher eine dauerhafte Lösung zu finden und es zweifelhaft, ob es jemals gelingen wird. Der Mensch schrieb seine Geschichte mit Blut und der Weg des Homo Sapiens ist mit Leichen gepflastert. Welcher Moralist wollte diese Tatsache bestreiten?

Auch zu Beginn eines neuen Jahrtausends folgt der Mensch immer noch seinen archaischen Trieben. Das Kosovo und Ruanda sind nur einige, besonders schlimme Beispiele. Die Hoffnung, daß sich etwas ändert ist gering. Die Forderung, das sich der Mensch ändern müsse, ist so alt wie die Menschheit selber. Die vermeintliche Freiheit des Menschen, seine "Instinktlosigkeit" stellt sich in Wirklichkeit als Falle dar, aus der bis jetzt noch kein Entkommen möglich war.

Aus jedem Freiheitskämpfer wurde bis jetzt immer noch ein Diktator. Die französische Revolution endete in einer Schreckensherrschaft, die russische Revolution kostete Millionen Menschen das Leben. Religionskriege waren und sind eine Geißel der Menschheit.

Sozialismus, Kommunismus, Nationalismus, Stalinismus, alle "...ismen" waren dazu bereit, ihre jeweiligen Theorien mit Blut zu beweisen. Die Opfer sind Legion. Wird sich daran jemals etwas ändern? Solange es einfacher ist, anstatt des eigenen Denkens denken zu lassen, so lange es bequemer ist, ein Gewehr in die Hand zu nehmen, als veranwortungsvoll zu handeln, so lange wird sich auch nichts ändern und die menschliche Geschichte wird weiter mit Blut geschrieben werden.

Blut ist die Quelle, die zuletzt versiegen wird.