Buchkritik -- David Lagercrantz -- Das Bild der Toten

Umschlagfoto, Buchkritik, David Lagercrantz, Das Bild der Toten, InKulturA Die Wurzel heutigen Übels liegt oft in der Vergangenheit. Das muss auch der geniale, aber drogenabhängige Psychologe Hans Rekke erfahren, der, kaum hat er mit der jungen Polizistin Micaela Vargas ihren ersten gemeinsamen Fall gelöst, mit seiner eigenen Geschichte konfrontiert wird.

Ein Mann, dessen Ehefrau vor vielen Jahren verschwunden ist und deren Leiche kurz danach unter mysteriösen Umständen als Opfer eines Unfalls in Spanien gefunden wurde, taucht in der Wohnung Rekkes auf, in der auch Micaela derzeit wohnt, und zeigt den beiden ein Foto, auf dem seiner Meinung nach seine Frau zu sehen ist.

Zuerst widerwillig und lustlos, versucht Vargas bei dem damals ermittelnden Kriminalpolizisten Informationen zu dem Fall zu erhalten. Schnell wird klar, dass das Opfer des Unfalls die Chefanalystin eines verschachtelten Firmenimperiums gewesen ist, dessen dubioser und skrupelloser Besitzer Rekke wohlbekannt ist und deren Feindschaft bis in die Jugendzeit reicht.

Auf einmal wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert, macht sich der Psychologe daran, zusammen mit Vargas, die, ihr Bruder ist aktiv im Rauschgifthandel involviert, ebenfalls mit familiären Problemen zu kämpfen hat, das Verschwinden der Frau aufzuklären. Dabei geraten beide in die Fänge der Organisierten Kriminalität, deren Drahtzieher Gabor Morovia, der Intimfeind Rekkes ist.

David Lagercrantz hält auch im zweiten Fall des ungleichen, sich jedoch bestens ergänzenden Duos das hohe Niveau des Vorgängerromans und liefert mit „Das Bild der Toten“ einen atmosphärisch dichten Thriller, dessen Figuren und deren Verwicklungen in staatliche und kriminelle Finanzgeschäfte realistisch beschrieben werden und so ein großer Bogen zwischen persönlicher und politischer Vergangenheit geschlagen wird, dessen Kulminationspunkt ein groß angelegter Showdown ist, der alle losen Enden zusammenführt.

Es ist eine dunkle Welt, in die der Autor sein Lesepublikum einmal mehr mitnimmt. Die Figuren, allen voran Rekkes intriganter Bruder, der politisch zwar nur in der zweiten Reihe steht, nichtsdestotrotz jedoch großen Einfluss besitzt, sind Teil einer reichen und mächtigen Klasse, die ihre eigenen Interessen durchzusetzen versteht, notfalls auch unter Zurücklassung von Leichen.

Allenfalls das hastig geschriebene Ende des Thrillers und der, wie ein Postscriptum erscheinende Cliffhanger sind zu kritisieren, was den stimmigen Gesamteindruck allerdings nicht schmälert. Klare Leseempfehlung.




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Veröffentlicht am 15. Januar 2024