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Buchkritik -- Heribert Prantl -- Den Frieden gewinnen

Umschlagfoto, Buchkritik, Heribert Prantl, Den Frieden gewinnen, InKulturA Erleben wir, erlebt Deutschland eine, wie es Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Rede am 27. Februar 2022 anlässlich des russischen Angriffs auf die Ukraine ausdrückte, Zeitenwende hinsichtlich dessen, was sich bislang kaum jemand vorstellen konnte; einen Krieg auf europäischem Boden?

Wenn wir den fast auf Knopfdruck laut tönenden Stimmen, dem fast einstimmigen Chor der Kriegsbesoffenen Glauben schenken, dann erleben wir in der Tat eine Zeitenwende, eine Umkehrung dessen, was des Grundgesetz – bis zum fatalen Urteil des Bundesverfassungsgerichts bezüglich der sogenannten „Out-Of Area Entscheidung“, die den Einsatz der Bundeswehr in Krisengebieten außerhalb des Nato-Gebiets erlaubt – eigentlich vorgesehen hat: den Einsatz der deutschen Streitkräfte ausschließlich im Verteidigungsfall der Bundesrepublik.

Den hatten wir dann auch, als die Bundeswehr von der Politik beauftragt wurde, unsere Freiheit am Hindukusch zu verteidigen. Mit dem bekannten Ergebnis.

Krieg ist wieder denkbar und das Reden darüber politisch-medial opportun geworden. Die Tauben der Ostermärsche sind, bis auf wenige, in der Versenkung verschwunden und die Population der Falken hat rasant zugenommen.

Jeder der nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine vor einer Eskalation, auch und gerade einer nuklearen, warnte und Verhandlungen forderte, der wurde und wird vom polit-medialen Kartell in die rechts-verschwörerische Ecke verbannt, als Putin-Versteher verunglimpft und, wir kennen das noch aus den Zeiten der Coronahysterie, als Rechtsextremer, als Schwurbler und Pack betitelt.

Besonders ins Auge des aufmerksamen Beobachters des politischen Zeitgeists fällt die Tatsache, dass die einstige Friedenspartei, die Grünen, im Chor der Kriegsbesoffenen eine, wenn nicht die lauteste Stimme sind. Wo sind nur die einstigen Ideale geblieben?

Macht korrumpiert eben.

Dabei brauchen wir aktuell mehr denn je, Heribert Prantl fordert es in seinem Buch vehement, eine Zeitenwende der anderen, der friedlichen Art. Wir müssen, so der Autor, Frieden erst einmal wieder denken. Er muss in unseren Köpfen nicht nur als Desiderat, als frommer Wunsch existieren, sondern wir müssen ihn als Abkehr vom Freund-Feind-Bild betrachten, die nur funktionieren kann, wenn wir lernen, Konflikte im Gespräch, in der Interaktion von, nennen wir sie Gleichgesinnten, zu lösen.

Daraus ergibt sich jedoch automatisch die Frage, ob Politiker überhaupt dazu in der Lage sind, denn, wie beim Krieg in der Ukraine, sind es Politiker und ökonomisch interessierte Kreise, die hinter den Kulissen die Fäden kriegerischer Auseinandersetzungen ziehen, sie überhaupt erst ermöglichen und forcieren. Jeder Krieg hat eine politische Vorgeschichte.

Machen wir uns nichts vor und bleiben realistisch. Der „Frieden auf Erden“ wird, da die Menschen aus „krummem Holz“ geschnitzt sind, eine Utopie bleiben. Was wir dagegen unternehmen müssen, ist die verbale Abrüstung, die im Gegenüber zuerst den Artgenossen, den Menschen sieht. Dahinter haben alle politischen, ideologischen und religiösen „...ismen“ zurückzustehen.

Zugegeben, auch ein frommer Wunsch und aus diesem Grund sollten wir das Wort Pazifismus mit Vorsicht gebrauchen, denn in letzter Konsequenz und vom Ende her gedacht, heißt das, den Kopf in den Sand zu stecken und sich dem jeweils Stärkeren unterwerfen.

Man kann mit Heribert Prantl konform gehen, wenn er eine neue Friedensertüchtigung fordert, aber, und da muss Widerspruch geleistet werden, dafür brauchen wie keine Religion.




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Veröffentlicht am 25. April 2024