Buchkritik -- Michael Ploetz -- Wie die Sowjetunion den Kalten Krieg verlor

Umschlagfoto  --  Michael Ploetz  --  Wie die Sowjetunion den Kalten Krieg verlor Der Fall der Mauer im Jahr 1989 und der Zusammenbruch des Ostblocks fegten beinahe über Nacht ein totalitäres System und dessen bis dahin obsolet gewordene Ideologie hinweg. Für die meisten Betrachter kam dieser Vorgang überraschend. Michael Ploetz untersucht in seinem Buch Wie die Sowjetunion den Kalten Krieg verlor die Hintergründe dieses Scheiterns.

Anfang der achtziger Jahre begann der sog. zweite Kalte Krieg. Die NATO-Nachrüstung führte innerhalb des Ostblocks zu einer verstärkten Anstrengung, ihren Einfluß auf die Politik des Westens zu erhöhen. Selber hochgerüstet, bereitete sich die östliche Welt in ihrem militärischen Planspielen auf einen Überraschungsangriff auf Zentraleuropa vor. Die sowjetischen SS-20 Raketen bedrohten Deutschland und Frankreich. Die Antwort der NATO bestand in der o. e. Nachrüstung.

Gegen dieses militärische Gleichziehen betrieben die Regimes der DDR und der UdSSR eine Politik der Infiltration und Propaganda. Als ihre willigen Helfer wurden in Deutschland die neuentstandene Friedensbewegung und die deutsche Sozialdemokratie ausgewählt. Die Friedensbewegung entstand ursprünglich aus verschiedenen Umweltgruppen und Bürgerinitiativen, die gegen die industriellen Auswüchse der Umweltverschmutzung zu Felde zogen. Durch den NATO-Doppelbeschluß und die von Teilen der Sozialdemokratie geschürte paranoide Kriegsangst wurde aus der Umweltbewegung schnell eine Friedensbewegung. Diese Umstände machten sich die Geheimdienste und Politiker der DDR zu Nutze und begannen, sowohl die Friedensaktivisten als auch Teile der deutschen Sozialdemokratie zu unterwandern.

Michael Ploetz beschreibt diese überraus spannenden Zeiten mit Akribie und genüßlicher Kritik an ehemals führenden Sozialdemokraten. Wäre es nach dem politischen Willen von Egon Bahr, Günter Gaus und Erhard Eppler gegangen, dann wäre die NATO zerbrochen und Deutschland wahrscheinlich ein Teil des Warschauer Paktes geworden. Auch Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine hatten ideologisch kaum Berührungsängste mit der DDR. Inzwischen aufgedeckte Unterlagen der Nationalen Volksarmee beweisen das Vorhandensein von Befehlen zu sog. Säuberungsaktionen unter Westdeutschen Persönlichkeiten.

Die Strategie der UdSSR und ihres willfährigen Statthalters DDR scheiterten, denn in den USA und in Deutschland begünstigte der Aufmarsch der Rüstungsgegner die Rückkehr von konservativen Kräften an die Macht. Die Nachrüstung wurde beschlossen und durchgesetzt. Der Rüstungswettlauf und die damit verbundenen materiellen Mittel, welche in zunehmendem Maße den Volkswirtschaften des Ostblocks fehlten, beschleunigten den Zerfall der kommunistischen Systeme. Die Gerontokratien der UdSSR und der DDR erkannten das Scheitern der marxistisch-leninistischen Ideologie zu spät.

Das Buch von Michael Ploetz ist nicht nur ein Werk über die politischen Konstellationen der Vergangenheit. Es ist auch ein Hinweis darauf, daß erfolgreiche und zukunftsorientierte Politik sehr viel mit, auch nationalem, Durchsetzungsvermögen zu tun hat. Ohne die feste Haltung zum NATO-Doppelbeschluß hätte sich die politische Landschaft Mitteleuropas ohne Zweifel verändert. Heutige Parallelen sind nicht zufällig. Die Osterweiterung der EU, die Steuerung von Migration, die desolaten Zustände der Sozialversicherungssysteme und viele andere Probleme bedürfen einer starken und veränderungswilligen Führung. Ob das die aktuelle Rot-Grüne Regierung leisten kann ist mehr als fraglich. Die Geschichte zeigt, daß die Sozialdemokratie schon einmal den Ausverkauf Deutschlands geplant hatte. Die damaligen Friedensaktivisten in der heutigen Partei der Grünen stehen dem in nichts nach. Hoffentlich erscheint nicht einmal ein Buch mit dem Titel Wie Deutschland das Rennen um die Zukunft verlor.




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