Philosophie Magazin -- 04/2017

Umschlagfoto, Philosophie Magazin 04/2017 , InKulturA François VI. Duc de La Rochefoucauld schrieb bereits 1665 in seinen Réflexions ou sentences et maximes morales "Mit der wahren Liebe ist es wie mit den Gespenstererscheinungen: alle reden davon, aber keiner hat sie je gesehen." In der Tat ist die Liebe wohl das einzige Wort, dessen Bedeutung ebenso vielfältig wie konträr, auf jeden Fall immer inkommensurabel ist. In der aktuellen Ausgabe des Philosophie Magazin steht sie unter Beobachtung und beweist einmal mehr die Sentenz des französischen Moralisten.

Liebe, das kann Horizontverengung und Ausschließlichkeitsanspruch sein, aber, wie das Gespräch zwischen Silvia Bovenschen und Alexander Garcia Düttmann eindrucksvoll zeigt, beginnt sie auf jeden Fall dann, wenn "... sie (die Menschen) es nicht vermeiden, in den Abgrund zu schauen." Liebe, das zeigen die Beiträge, ist immer das Wagnis, im geliebten Gegenüber mich selbst zu erkennen.

Es gibt nicht das Rezept für Liebe, sondern nur die individuelle Erfahrbarkeit dessen, was uns tief im Innersten berührt, berühren kann. Die fünf Menschen (wie Du und Ich), die ihre jeweils eigene Begegnung mit der Liebe schildern, zeigen ansatzweise das Spektrum dieses wohl mächtigsten Gefühls, zu dem der Mensch fähig ist.

Ganz andere Probleme hat der indische Subkontinent. Dort ist die Regierung bemüht, bis zum Jahr 2019 alle Haushalte mit sanitären Anlagen, Toiletten, auszustatten. Was für uns unvorstellbar scheint, ist noch Realität in diesem Land. Fast, so der Beitrag von Jack Fereday, eine halbe Milliarde Inder erledigen ihr "Geschäft" im Freien – mit katastrophalen gesundheitlichen Auswirkungen für die Bevölkerung. Diverse Kampagnen sollen dafür sorgen, einen Wandel des Bewusstseins der indischen Bürger zu initiieren. Westliche Politiker verfolgen bestimmt mit Interesse den Ausgang dieses ehrgeizigen Projekts, haben sie doch ihre eigene Nudging-Agenda.

Der Begriff des Barbaren erlebt angesichts des globalen Terrors eine merkwürdige Renaissance und stellt die These des französischen Anthropologen Claude Lévi-Strauss bezüglich eines kulturellen Relativismus erneut zur Diskussion.





Veröffentlicht am 28. Mai 2017