Philosophie Magazin -- 02/2018

Umschlagfoto, Philosophie Magazin, 02/2018, InKulturA "Woher kommt das Neue?" - natürlich erst einmal vom Verlag des Philosophie Magazin. In der aktuellen Ausgabe wird aber auch eben diesem Neuen nachgespürt. Ist es der blitzartige Ein- bzw. Durchbruch des bislang Unbekannten oder sind es doch eher die "Schultern von Riesen", auf denen, so Newton, die stehen, die neue Entdeckungen machen? Wie auch immer, das Neue verdrängt das Alte. Hartmut Rose beschreibt diesen Vorgang sehr eindringlich anlässlich seines Aufenthaltes in China. Während zumindest viele Deutsche ein Problem mit technischen Innovationen haben, ist es in Asien ein Zeichen für Prosperität und wachsenden Wohlstand, der jedoch, so Rosa, auch Opfer fordert.

Überhaupt und das ist eine Beruhigung für die Kritiker des schnellen Wandels, ist das sog. Neue oft gar nicht so neu, wie es David Edgerton zu Recht betont. So wird z. B. das Elektroauto als "Weltneuheit" bezeichnet, obwohl in Berlin bereits vor 1914 elektrisch betriebene Verkehrsmittel ihren Dienst versahen.

Eine Aussage, die zu denken gibt, tätigt Frank Thelen, seines Zeichens "Technologie-Investor" im Gespräch mit Markus Gabriel. "Die Diktatur ist viel besser als die Demokratie", so der medial umtriebige Risiko-Kapitalist. Sein Beispiel, wie könnte es anders sein?, ist China, wo Kritiker politischer Entscheidungen, die oft auch wirtschaftliche Ziele beinhalten, schon mal Gefahr laufen, als Systemfeinde verfolgt zu werden.

Da das Kapital stets auf der Seite der Herrschenden steht und bereits jetzt die Politik ihr Primat verloren bzw. freiwillig aufgegeben hat, ist das Bekenntnis Thelens für ein System, "...das gute Diktatoren auswählt..." vielleicht ein Hinweis darauf, in welche Richtung es zukünftig gehen wird. Leider kam vom Philosophen Gabriel diesbezüglich kein Widerspruch.

Allen Pessimisten und notorischen Miesmachers hält Steven Pinker sein Credo "Noch nie war die Welt so gut wie heute!" entgegen. Was zur Schnappatmung bei mitteleuropäischen Intellektuellen führt, belegt jede ernst zu nehmende Statistik. Wir leben länger, wir sind gesünder und der globale Wohlstand steigt. Wenn es jetzt noch gelingen würde, diesen Wohlstand gerechter zu verteilen - jedoch nicht durch Thelens Diktator - dann dürfte man ruhigen Gewissens und mit Stolz Leibniz zitieren.

Einer der Menschen, die hinsichtlich des Auslotens individueller Grenzen in Bezug auf die Natur und deren letztendliche Unbesiegbarkeit von Demut sprechen dürfen, ist Reinhold Messner. In einer Zeit, in der alle irgendwie gleich zu sein haben und Hervorragendes oft skeptisch beobachtet wird, beweist er im Gespräch mit Wolfram Eilenberger wieder einmal, dass es wahre Philosophie nur im Spannungsfeld zwischen individuellen Herausforderungen und Gelassenheit angesichts drohenden Scheiterns gibt. Beeindruckende Erkenntnisse eines beeindruckenden Mannes!





Veröffentlicht am 20. Januar 2018