Buchkritik -- Haruki Murakami -- Die Ermordung des Commendatore

Umschlagfoto, Buchkritik, Haruki Murakami, Die Ermordung des Commendatore, InKulturA "Eine Idee erscheint", so der Untertitel des auf zwei Bände angelegten Romans "Die Ermordung des Commendatore" von Haruki Murakami. Leser, die mit dessen Werk vertraut sind, wissen das der japanische Autor sie gern eintauchen lässt in surreale Welten, die fließend ineinander übergehen und so, ähnlich einem Gemälde, den Leser auf eine Reise schicken, die stets Unerwartetes bereithält.

Die Vorfreude auf dessen neuen Roman war jedenfalls groß, noch größer jedoch die Enttäuschung nach der Lektüre. Lassen wir einmal die verlegerische Unverschämtheit beiseite, aus Gründen der Gewinnmaximierung aus dem Werk einen Zweiteiler zu machen – man fühlt sich an Hollywoodfilme erinnert, die zum Schluss des ersten Teils bereits den zweiten dramatisch anspielen – ist dieser Roman ein literarisches Sammelsurium bestenfalls mittelmäßiger Einfälle und belangloser Konversationen.

Um was geht es? Ein Porträtmaler erfährt von seiner Frau, dass sie sich scheiden lassen will und begibt sich daraufhin auf eine kleine Reise durch Japan, die, was für ein Glück, dass man über gute Kontakte verfügt, im Haus eines verstorbenen Malers ihr vorläufiges Ende findet. Praktisch, dass gleich gegenüber im Tal in ominöser reicher Mann lebt, der vom Protagonisten, der eigentlich diesem Genre abschwören wollte, ein Porträt von sich anfertigen lässt.

Zwischendurch wabert Mysteriöses durch das Haus, philosophische Sentenzen werden ausgetauscht, erschreckend Banales über Musik geäußert, die stets dezente, jedoch akkurate Kleidung seines Auftraggebers goutiert und immer wieder Rückblenden ins Eheleben des Ich-Erzählers geliefert.

Nein, es macht keinen Spaß, diesen Roman zu lesen, denn der geneigte Bücherwurm wartet vergeblich darauf, dass ihm selber eine Idee erscheint, nämlich die, worum es Murakami überhaupt geht. Ist es die Quintessenz der Malerei, die dem Chronisten zu schaffen macht, weil er glaubt, sie nicht erreichen zu können und sie ihm doch durch ein Bild des längst toten Vorbesitzer des Hauses zum Greifen nahe scheint? Ist es die Verzweiflung eines Mannes, der sich auf einmal allein in der Welt befindet und durch sexuelle Eskapaden vergeblich versucht, seine Frau zu vergessen? Ist es wieder einmal die Murakami`sche Transzendenz zwischen hier und dort, zwischen real und surreal, die hier leider nur arg konstruiert wirkt?

Spätestens als er auf Betreiben seines, darf man sagen, Mäzens?, ein gerade der Kindheit entwachsenes Mädchen porträtieren soll, die, so vermutet der reiche Auftraggeber, seine Tochter sein könnte, und das Gespräch zwischen einem immerhin noch minderjährigen Modell und dem Maler um Pimmel, steht wirklich so im Roman, und Brüste kreist, ist man in großer Versuchung, das Buch beiseite zu legen.

Ob ich auf den zweiten Teil gespannt bin? Eher nicht, denn außer gepflegter Langeweile hat dieser Roman wenig zu bieten. Schade, denn der Autor kann es weitaus besser.




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Veröffentlicht am 17. Februar 2018