Buchkritik -- Herfried Münkler -- Die neuen Kriege

Umschlagfoto  --  Herfried Münkler  --  Die neuen Kriege Nach dem schon oft propagierten Ende der Nationalstaaten und deren zunehmend unwichtiger werdenden Rolle für die politische Gestaltung der Zukunft, wird es in absehbarer Zeit auch keine direkten kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen diesen Staaten mehr geben. Aus diesem Grund muß geklärt werden, welche Rolle der Krieg als solcher überhaupt noch spielen wird.

Herfried Münkler hat sich in seinem Buch Die neuen Kriege mit diesem Thema beschäftigt und interessante Thesen vorgelegt. Eines macht der Autor von Anfang an klar: Das Ende des Kalten Krieges bedeutet auf keinen Fall das Ende jeglichen Krieges, sondern nur eine Änderung seiner Erscheinungsform. Waren die militärischen Auseinandersetzungen des 19. und 20. Jahrhunderts noch Kämpfe zwischen nationalstaatlichen Armeen mit festen Regeln, definierten Zielen und überwiegend auf militärische Angehörige beschränkt, so werden die neuen Kriege solche sein, die von regionalen Warlords, Söldnern und Terroristen geführt werden. Deren Ziele werden diffus und ohne Regeln geführt werden und das hauptsächliche Ziel wird die Zivilbevölkerung sein.

Nationalstaatlich geführte Kriege waren teuer und mußten aufgrund fehlender Ressourcen mehr oder weniger schnell beendet werden. Die Kriege der Zukunft werden mit wenigen finanziellen Mitteln auskommen, dafür aber um so länger geführt werden. Die Frontlinien werden sich verwischen und stets wird die Zivilbevölkerung das erste und größte Ziel werden.

Schon heute, so Münkler, sehen wir dies in den schon jahrelang schwelenden Konflikten in Afrika. Der Zusammenbruch der Zentralmacht ist die Geburtsstunde von regionalen Warlords, die ihren Krieg nahezu unbegrenzt mit relativ geringen Mitteln führen können. Die dazu notwendige Infrastruktur wird, wenn dementsprechende Ressourcen vorhanden sind, mit dem Verkauf von Bohr- und Schürfrechten bezahlt. Wenn diese nicht vorhanden sind, so war schon immer der Export von Rauschgift eine lohnende Einnahmequelle.

Religiöse und pseudopolitische Motive haben die bis zum Ende des 20. Jahrhunderts vorherrschenden Ideologien abgelöst. Friedensschlüsse werden brüchig werden, denn das Geschäft mit dem Krieg ist für Warlords und Söldner allemal lukrativer als der Aufbau einer funktionierenden Infrastruktur. Der Krieg gebärt immer wieder Krieg. Waren bislang die westlichen Staaten der Meinung, daß Krieg eine Auseinandersetzung ist, die immer ganz weit weg geführt wird, so sind nach dem 11. September auch Städte zu Zielen und Passagierflugzeuge zu Waffen in diesem asymmetrischen Krieg geworden.

Herfried Münkler analysiert die Veränderung des Krieges sehr genau. Sein Buch beschreibt genau die Probleme, die sich der Welt in Zukunft stellen werden. Die Frage ist, ob es den Verantwortlichen gelingt, darauf eine Antwort zu finden.




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