Buchkritik -- Yann Martel -- Schiffbruch mit Tiger

Umschlagfoto  -- Yann Martel  --  Schiffbruch mit Tiger Yann Martel hat mit seinem Roman Schiffbruch mit Tiger eine längst vergessen geglaubte Art und Weise zu schreiben wieder zum Leben erweckt. Es ist eine Freude ihn und seine Lust am tiefsinnigen Fabulieren zu lesen. Witzig und doch ernst, philosophisch und doch so lebensnah, religiös und doch niemals predigend, schreibt, nein zelebriert der Autor seine haarsträubende Geschichte von einer monatelangen Odyssee von Pi Patel und einem bengalischen Tiger.

Pi, eigentlich Piscine Molitor Patel, der sechzehmjährige Sohn eines indischen Zoobesitzers erleidet mit seiner Familie und den lebenden Restbeständen des Zoos im Indischen Ozean Schiffbruch. Er überlebt als einziger Mensch, zusammen mit einer Hyäne, einem Orang-Utan, einem verletzten Zebra und besagtem Tiger das Unglück in einem Rettungsboot. Nicht lange danach sind nur noch Pi Patel und der Tiger übrig - Der Beginn einen haarsträubenden Odyssee.

Der Leser lernt Pi sehr gut kennen. Der in der Ich -Perspektive erzählende Autor schildert uns einen Protagonisten, der positiv gestimmt auf der Suche nach Gott ist und sich auch nicht durch bestehende Konventionen davon abhalten läßt. Aus diesem Grund nimmt Pi gleich drei Religionen an. Er ist praktizierenden Hindu, Christ und Muslim zugleich. In allen drei Religionen fand er Dinge, die sein inneres Wesen berührten. Fanatismus und engstirnige Religiosität ist ihm fremd. Doch auch er muß erkennen, daß der Glaube mit der Realität konfrontiert, einer harten Bewährungsprobe ausgesetzt werden kann. Als Hindu ist er ein strenger Vegetarier und doch ist Pi gezwungen sein Überleben in dem Rettungsboot mit dem Verzehr von Fleisch zu gewährleisten.

Martel erzählt diese Geschichte mit einem Tempo und einer Lust zu erzählen, daß es dem Leser oft den Atem verschlägt. Es ist nur eine Fiktion, doch könnte es nicht genau so passiert sein? Unser Mitgefühl gehört voll und ganz dem tragischen Helden Pi Patel. Wir leiden mit ihm und fühlen mehr als einmal seine Not und sogar den Geschmack des Salzwassers auf unseren Lippen. Ganz anders als sein biblischer Leidensgenosse Hiob klagt er niemals und verliert nicht die Hoffnung. In allem was geschieht, sieht er den Umständen zum Trotz etwas Sinnvolles. Sein Mut und seine Hoffnung beeindrucken den Leser.

Es sind viele Geschichten in diesem Roman erzählt. Pi`s Leben in Indien, die Aneignung der drei Religionen, sein Schiffbruch, sein irrwitziges, mitten im indischen Ozean stattfindendes Treffen mit einem anderen Schiffsbrüchigen und der Besuch der schwimmenden Insel. Dem Autor ist es gelungen sie alle miteinander zu verbinden und im Leser eine grenzenlose Sympathie für Pi Patel zu erwecken. So wie der unendliche Klang seines Namens, ist seine Geduld und Leidensfähigkeit. Sein Bild wird den Leser auch lange nach der Lektüre des Romans noch begleiten. Yann Martell hat mit diesem Buch große Literatur geschrieben.




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