Buchkritik -- Monika Maron -- Das Haus

Umschlagfoto, Buchkritik, Monika Maron, Das Haus, InKulturA Wie leben im letzten Drittel, auf der Zielgeraden, an deren Ende eben das steht: das Ende, der Tod. Ein geerbtes Gutshaus in der märkischen Streusandbüchse wird zum Schauplatz einer WG der besonderen Art. Katharina, die unverhoffte Erbin und ihre Freundin Sylvie gründen eine Seniorenwohngemeinschaft und nehmen fünf weitere Altersgenossen auf.

Das Ehepaar Müller, er ein Althistoriker, seine Frau eher eigenschaftslos, jedoch dominant. Die ehemalige Buchhändlerin Marianne, die nach dem Tod ihres Mannes das gemeinsam geführte Geschäft aufgegeben hat. Johannes Bertram, der eine gescheiterte Beziehung zu einer weit jüngeren Frau nur schlecht verkraftet. Michael Jahnke, der über den Tod seines geliebten Partners nicht hinwegkommt.

Mitten drin Eva, abgeklärt bis zynisch und eher unfreiwillig, wegen des Verkaufs ihrer Berliner Wohnung und den sich anschließenden Umbau- und Modernisierungsarbeiten plötzlich ohne Bleibe, als letzte Teilnehmerin dieses gut gemeinten Experiments dazugestoßen.

Es ist ein gewagtes Unterfangen, was die ehemalige Tierärztin Katharina da angestoßen hat und schon bald durch die Aufnahme eines Hundes zur Krisensituation mutierend, da Frau Müller eine Allergie gegen sämtliche Vierbeiner besitzt, die jedoch in Wirklichkeit eine Angstpsychose gegenüber Hunden ist.

Schnell wird aus der vermeintlichen Harmonie, an der sich Eva nicht beteiligen will, eine lange schwelende Diskussion über Eigentum und den Umgang damit. Nicht nur auf dem Berliner Wohnungsmarkt herrscht die Frage über Besitz und Verantwortung, sondern auch in der märkischen Provinz. Niemand entkommt den Gesetzen des Marktes.

Der Sturm der Entrüstung legt sich bald und das Leben im, wie ein Besucher das Experiment bezeichnet, „Gnadenhof“ normalisiert sich bald wieder, weil das Streitthema „Hund“ durch psychologische Maßnahmen scheinbar abgearbeitet und möglichen anderen Kontroversen aus dem Weg gegangen wird.

Einzig der Brand von Notre-Dame, der Roman spielt im Jahr 2019, erschüttert die Bewohner des Gutshofs und es scheint, als ob alle in ihm ein Fanal sehen würden, das sie alle auf jeweils eigene Weise betrifft.

Monika Maron hat ein Buch geschrieben, das sich unspektakulär, nichtsdestoweniger jedoch eindringlich mit dem nicht mehr allzu fernen Ende des Lebens beschäftigt. Wie mit dem Wissen um die eigene Vergänglichkeit umgehen? Wie die noch verbleibende Zeit nutzen? Katharina eröffnet eine kleine Tierarztpraxis und Marianne gründet einen Lesekreis für Kinder. Sylvie verdrängt das Altwerden und geht wie immer auf Reisen, Sie ist übrigens die einzige, die ihre Wohnung in Berlin nicht aufgegeben hat. Frau kann ja nie wissen!

So richtig warm miteinander werden die Bewohner nicht, zu unterschiedlich sind die Erwartungen und, wie sollte es auch anders sein, die Lebensroutine, individuelle Einstellungen und Meinungen sind mehr oder weniger festgelegt. Was bleibt übrig? Bestenfalls Rückblicke, die kleine Einblicke in die individuellen Lebenswege geben. Alle bleiben auf ihre eigene Art einsam. Willkommen im Endspiel.




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Veröffentlicht am 10. März 2024