Buchkritik -- Peter W. Singer -- Die Kriegs AGs

Umschlagfoto  -- Peter W. Singer  --  Die Kriegs AGs Das staatliche Gewaltmonopol bröckelt an vielen Fronten. Private Sicherheitsfirmen und Wachdienste übernehmen Aufgaben zu denen der Staat kein Geld und keine Kapazitäten mehr hat. Die Behauptung offizieller Stellen, daß einzig der Staat, bzw. seine mit Strafermittlung und Strafverfolgung beauftragten Institutionen das Recht haben, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen, wird mit der zunehmenden Bewaffnung privater Sicherheitsdienstleister immer fragwürdiger.

In diesem Sinn ist es, im Interesse von Wirtschaft und neoliberalen Einflüssen nur konsequent, wenn auch militärische Dienstleistungen dem "Outsourcing" zum Opfer fallen. War es noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar, daß sich private Firmen mit Kriegsführung und militärischer Beratung befassen.

Peter W. Singer hat sich eingehend mit diesem Thema beschäftigt und eine dezidierte Untersuchung über die Entwicklung und das Betätigungsfeld sog. "PMF", Privat Military Firms vorgelegt. Er untersucht sowohl den geschichtlichen Hintergrund, als auch die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen unter denen private militärische Firmen agieren.

Die Figur des Söldners, von der sich übrigens alle PMF distanzieren, ist eine Konstante in der Geschichte des Militärwesens und der Kriegsführung. Ohne sie hätte weder Alexander der Große, noch Napoleon Krieg führen können. Auch die großen Kriege des 20. Jahrhunderts wäre ohne sie nicht denkbar.

Auch wenn die privaten Militärdienstleister es ablehnen, mit dem Wesen des Söldnertums in Verbindung gebracht zu werden, so ist es doch offensichtlich, daß es sich um eine Dienstleistung im Sinn von erwerbsmäßiger Tätigkeit handelt und nicht auf der Grundlage von patriotischen oder gar nationalen Gefühlen basiert.

Peter W. Singer zeigt in seiner Untersuchung exemplarisch anhand der größten, bzw. erfolgreichsten PMF den zunehmenden Einfluß sowohl auf die nationale Politik der sie beauftragenden Länder, als auch auf die internationalen Konsequenzen dessen hin.

In der Sache unaufgeregt und kompetent, weist er auf die Bedingungen hin, die es diesen Unternehmen ermöglicht haben, eine Nachfrage nach ihren Dienstleistungen zu schaffen. Diese Nachfrage bedeutet gleichzeitig ein Scheitern der bisherigen militärischen Doktrin der großen Nationen. Im Klartext heißt dies nichts anderes, als daß der Krieg für den einzelnen Staat, auch den USA, zu teuer geworden ist. Im Kosovo-Konflikt z. B. wurde die gesamte Logistik des US-amerikanischen Militärs von Privatfirmen betrieben.

Dies hat natürlich, so Peter W. Singer Implikationen, deren Auswirkungen heute noch gar nicht bewertet werden können. Der Zerfall des staatlich-militärischen Gewaltmonopols bedeutet einerseits die Einsicht militärischer, wie auch politischer Kreise in die Tatsache, daß die Kriege und Konflikte der Zukunft nicht mehr finanzierbar sind, andererseits aber zeugt es auch von einer Kapitulation vor den Gesetzen eines neoliberalen Marktes, dem es gelingt, alles in die Beziehung von Angebot und Nachfrage zu zwingen.

Peter W. Singer hat ein Buch veröffentlicht, das sich trotz einiger Längen sehr informativ mit dem Thema privater Kriegsführung beschäftigt.




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