Buchkritik -- Markus Krall -- Die Bürgerliche Revolution

Umschlagfoto, Buchkritik, Markus Krall, Die Bürgerliche Revolution, InKulturA Welche Menschen schaffen in einem Staat Prosperität und Wohlstand? Welche Menschen garantieren durch ihre Lebensweise das friedliche gesellschaftliches Zusammenleben in Deutschland? Es sind die, so Markus Krall, 15 – 20 Millionen stille Leistungsträger, die mit Fleiß, Gesetzestreue, Eigenverantwortung und der Erziehung ihrer Kinder zu mündigen Bürgern dafür sorgen, dass der Laden läuft. Jeder mit normalem Verstand ausgestattete Mensch würde angesichts dessen denken, dass der Staat, genauer gesagt, die politisch Verantwortlichen diese, nicht gerade kleine Gruppe der Bürger besonders wertschätzt und deren stilles aber kontinuierliches Wirken mit allen Kräften unterstützt.

Das sieht in Deutschland jedoch vollkommen anders aus. Hier wird nämlich seit vielen Jahren ein Krieg gegen die Bürger geführt, der viele Fronten hat. Eine dieser Kampflinien wird von der Politik gezogen, die, mit großer Unterstützung aus Brüssel, die nationale Souveränität sukzessiv an nicht vom deutschen Volk, immerhin (noch) der eigentliche Souverän, legitimierte europäische Instanzen überträgt.

Eine weitere Kampflinie besteht im totalen Versagen der Presse und der mit Zwangsabgaben gemästeten öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, die sich entgegen ihres Informationsauftrags in der Rolle Hofbericht erstattender Claqueure gefallen und deren Journalisten und Moderatoren in Wirklichkeit halbamtliche Regierungssprecher und nicht, wie es in einem funktionierenden politischen System eigentlich der Fall sein sollte, die genauesten Beobachter und schärfsten Kritiker der Herrschenden sind.

Neben diesem polit-medialen Kartell gibt es ein weiteres Netzwerk aus Kirchen, NGO´s, allen möglichen Anti(irgendwas), die sich, wie auch die Politik, darin gefallen, Steuergelder, vulgo das Geld der hart arbeitenden Bürger, in Projekte und Propaganda umzuleiten, einzig mit dem Ziel, das politische und gesellschaftliche System Deutschlands in Richtung eines Sozialismus zu transformieren, der sowohl die individuelle Freiheit als auch das private Eigentum abschaffen will und anstelle dessen ein, wie diesbezüglich sämtliche ideologischen Großversuche der Geschichte gezeigt haben, totalitäres Regime errichtet.

Wir stehen, so wiederum Markus Krall, vor einem Zusammenbruch des ökonomischen Systems, dessen Kollaps durch eine seit vielen Jahren verfehlte Finanz- und Wirtschaftspolitik im EU-Raum angefeuert wird. Die funktionierende Marktwirtschaft wurde durch einen staatlichen Umverteilungsmechanismus nahezu zum Erliegen gebracht und deren Prinzipien durch direkte politische Eingriffe wie Subventionen in künstliche geschaffene Trendindustrien wie Klimaschutz, Flüchtlingshilfe und andere Geldvernichtungsmaschinen außer Kraft gesetzt.

Als wenn diese ökonomischen Verwerfungen noch nicht ausreichen würden unsere Gesellschaft zu zerstören, legt der vom linksrotgrünen Milieu angewandte Kulturmarxismus die akademisch-ideologische Axt an die Wurzeln jeder funktionierenden Gesellschaft. So stehen bewährte Traditionen wie Ehe und Familie, ebenso Religion und Glauben unter Beschuss und werden durch einen immer aggressiver auftretenden Islam zusätzlich unter Feuer genommen.

All das, hauptsächlich jedoch die Fehlentwicklungen des Finanzsektors werden, so der Autor, spätestens in der zweiten Hälfte dieses Jahres zum Kollaps des Systems führen. Um den dann drohenden Aufstieg eines sozialistischen Systems zu verhindern, so Krall in seinem „100 Tage Programm“, müsste eine „Bürgerliche Revolution“, ein Aufstand eines großen Teils der 15 -20 Millionen Leistungsträger stattfinden, für die der Autor auf über 100 Seiten gleich eine Blaupause liefert.

So zutreffend die Analysen Kralls betreffend des Ist-Zustands der Republik auch sind, sein Glaube, seine Zuversicht bezüglich der Macht bzw. des Willens der Bürger zur Veränderung, Verbesserung ihrer Situation, seine Hoffnung auf einen Aufstand der Leistungsträger – seine Gedanken bezüglich der Installation eines besser als die Politiker agierenden Monarchen schieben wir mal getrost in den Bereich nostalgische Fiktion – dürfte schneller platzen als es Zeit braucht, um das Lieblingswort der Kanzlerin – alternativlos – auszusprechen.

Reden wir einmal Klartext: Die Bürger sind eben nicht, wie Markus Krall es schreibt, „politisch wie nie“, sondern in der überwiegenden Mehrzahl unpolitische, man verzeihe mir den Ausdruck, Schäfchen, die, gerade hinsichtlich der durch die Corona-Epidemie verursachten gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Unsicherheiten, aus Angst vor dem durchaus realen sozialen Abstieg alles daransetzen werden den zukünftigen Weisungen und Anordnungen, wie auch den weiteren ökonomischen Fehlentwicklungen bedingungslos zu folgen.

War das „Bürgertum“ vor den Verwerfungen durch das Virus schon eher damit beschäftigt, ein weiteres Kreuzfahrtschnäppchen zu ergattern, als sich um die Vernichtung ihrer Ersparnisse, die Abschmelzung ihres Rentenniveaus und andere real existente Enteignungen zu sorgen, wird es gerade nach dem Ende dieser Krise alle Hände voll haben, um nicht ins finanzielle Abseits zu geraten. Und, nebenbei bemerkt, um wen scharen sich die Schäfchen bei aufziehendem Unwetter? Beim Schäfer, der sie in den warmen, bequemen und vordergründig sicheren Stall führt. Die Schäfchen wissen eben nicht, dass hier bald der Blitz einschlagen wird. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Nein, es steht nichts weniger bevor als eine „Bürgerliche Revolution“. Die beiden Begriffe sind in Wahrheit ein Antagonismus, denn die überwiegende Mehrheit der Bürger, der, wie Markus Krall sie korrekt benennt, Leistungsträger, deren politischen Willen zur Veränderung des Systems er jedoch massiv überschätzt, wollen eigentlich nur, der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder brachte es auf den Punkt, „Bild, BamS und Glotze“ – und die nächste Kreuzfahrt.

Woher sollen denn, um auf eine durchaus berechtigte Forderung Kralls einzugehen, die „Denkfabriken“ kommen, wer soll sie besetzen und wie könnten sie ihre Ergebnisse in politisches Handeln transformieren, wo sich doch fast der gesamte Medien- und Informationskomplex der Bundesrepublik in den Händen derjenigen befindet, die die Deutungshoheit für sich beanspruchen und nicht gewillt sind – siehe NetzDG – diese freiwillig abzugeben? Wie und mit welchen Methoden könnte dieses polit-mediale Kartell zu Fall gebracht werden? Dass dies und die anderen von Krall vorgeschlagenen Maßnahmen vom Bürger realisiert werden, dürfte leider ein Desiderat bleiben.

Die „Bürgerliche Revolution“ fällt auf unbestimmte Zeit aus, denn noch nicht einmal dann, als das Bürgertum, also die Leistungsträger die Chancen hatten, für eine andere Politik, für eine den Namen verdienende Opposition, die, zugegeben in Einzelfällen an ihrer martialischen Rhetorik zu scheitern droht und die jetzt dabei ist, sich selber zu zerlegen, zu stimmen, wurde diese konsequent genutzt.

Markus Krall analysiert den Zustand der Republik wieder einmal präzise und mit unbestechlicher Diktion. Seine Hoffnung bezüglich eines politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen „Regime-Change“, einer Systemveränderung durch Bürgerhand und -willen wird jedoch eine Utopie bleiben.

Das derzeitig herrschende Regime und dessen Methoden werden, so die Einschätzung des Rezensenten, ebenfalls ein aufmerksamer Beobachter des politischen Zeitgeists, von innen, also mit den Mitteln eines demokratischen Staates, nicht mehr verändert werden können. In der sich abzeichnenden Krise, in den kommenden politischen Auseinandersetzungen und wirtschaftlichen Verteilungskämpfen werden ganz andere Kräfte die Oberhand gewinnen. Warum? Weil die auf die Gepflogenheiten des „Bürgerlichen“ – Diskurs, Argumentieren, Abwägen – sch...!

Der G20-Gipfel im Hamburg wird dagegen ein laues Lüftchen gewesen sein.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 4. April 2020