Buchkritik -- Gerald Kerth -- Heimlich, still und leise

Umschlagfoto, Buchkritik, Gerald Kerth, Heimlich, still und leise, InKulturA Fledermäuse und Flughunde bevölkern seit ca. 50 Millionen Jahren die Erde. Derzeit sind mehr als 1300 Arten bekannt und wissenschaftlich erforscht. Die Welt der Fledertiere dürfte für die meisten Menschen eine unbekannte sein, nicht zuletzt deshalb, weil diesen exzellenten Flugkünstlern allgemein ein Ruf des Unheimlichen, des Zwielichtigen und des Gefährlichen vorauseilt. Dass diese Klischees absolut unzutreffend sind und, im Gegenteil, diese Tiere eine für die Ökologie wichtige Funktion erfüllen und zudem für den Menschen eine ökonomische Rolle spielen, zeigt Gerald Kerth in seinem, mit viel Leidenschaft geschriebenen Buch "Heimlich, still und leise".

Fledertiere, die einzigen unter den Säugern, die die Fähigkeit des aktiven Fliegens besitzen, siedeln in diversen Lebensräumen, die so vielfältig sind, wie die mannigfaltigen Quartier- und Fressgewohnheiten dieser faszinierenden Tiere. Unter ihnen findet man Vegetarier, aber auch Arten, die sich auf die Fisch- und Froschjagd spezialisiert haben. Es gibt Kolonien von Weibchen, die millionenfach in großen Felshöhlen leben und dort ihre Jungen aufziehen. Daneben gibt es jedoch auch "Individualisten", die sich aus Blättern ein Dach über dem Kopf bzw. den Krallen basteln.

Einer der Gründe, weshalb Fledermäuse einen zu Unrecht zweifelhaften Ruf besitzen, dürfte in deren Fähigkeit liegen, sich auch bei absoluter Dunkelheit mittels Echoortung zu orientieren. Diese wird auch von heimischen Arten genutzt, um während des Fluges Insekten aufzuspüren und diese zu fressen, was wiederum nur ein Beispiel für den ökologischen Nutzen dieser Tiere ist.

Gerald Kerth nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise in die Welt dieser fliegenden Künstler und zeigt an vielen Beispielen, über welch vielschichtiges Sozial- und Paarungsverhalten diese Tiere verfügen. Er spricht aber auch die wachsenden Gefahren für die Fledertiere an. Deren Lebensraum ist weltweit in Gefahr, eingeschleppte Fressfeinde rotten bestimmte Arten aus und die zunehmende Umwandlung ihres natürlichen Lebensraums in landwirtschaftlich genutzte Flächen sorgt für den weiteren Rückgang von Fledermauspopulationen.

Aber, so der Autor, es gibt auch Hoffnung. Deshalb beschreibt Kerth im dritten Kapitel eindringlich, dass dort, wo den Menschen der Vorteil und Nutzen dieser Tiere bewusst gemacht wird, ein Umdenken stattfindet und sich ein Miteinander gegenseitigen Gewinns gestaltet. Auch wenn, wie es der renommierte Fledermausforscher Gerald Kerth wiederholt äußert, noch lange nicht alle Fragen beantwortet sind, ist eines jedenfalls klar. Was bislang über diese Tiere bekannt ist, macht sie zweifelsohne zu den interessantesten unseres Planeten.




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Veröffentlicht am 7. Oktober 2016