Buchkritik -- Ingo Resch -- Christentum und Islam

Umschlagfoto  -- Ingo Resch  --  Christentum und Islam Jede Kultur und jede Gesellschaft beruht auf einem Fundament von Werten, das Normen gebend und richtungsweisend für den Verlauf, die Entwicklung und den Erfolg dieser Gesellschaft ist. Die ethischen Wurzeln der abendländisch-europäischen Zivilisation, so wie sie aktuell in ihrem Rechtsverständnis, ihrem Gleichheitsanspruch von Mann und Frau, ihrem Begriff individueller Freiheit und in ihren sozialen Bemühungen ausgeprägt sind, liegen ohne Zweifel im Christentum begründet.

Ohne die Idee der Caritas, der Nächstenliebe, wären z. B. die Sozialgesetze und die Fürsorge für die schwächeren Mitglieder der Gesellschaft undenkbar. Die Bedeutung der christlichen Werte für unsere Gesellschaft ist inzwischen so tief im kollektiven Selbstbewusstsein verankert, dass darüber die Quelle dieser Werte, das Christentum, in Gefahr gerät, aus den Augen verloren zu werden.

Einer Gesellschaft, der es nicht mehr gelingt ihre ursprünglichen Wurzeln zu erkennen ist in großer Gefahr, sich selber zu verlieren. Mit dem zunehmenden Einfluss des Islam in Europa ist eine Kraft entstanden, die den Versuch unternimmt, an den Werten und Normen des europäischen Selbstverständnisses zu rütteln. Nur all zu gern wird diesem Ansturm der islamischen Bewegung auch von führenden europäischen Politikern nachgegeben.

Unter Zuhilfenahme eines falsch verstandenen Relativismus wird darauf verwiesen, dass im Grunde alle Religionen - in diesem Fall Christentum und Islam - die gleichen Werte vertreten. Es ist besonders paradox, dass sich ausgerechnet viele Intellektuelle unter dem Mantel der religiösen Toleranz dazu berufen fühlen, das Recht auf freie Ausübung der Religion einzig dem Islam zuzusprechen - Bau von Moscheen - gleichzeitig jedoch darauf bestehen, christliche Symbole aus dem öffentlichen Raum zu verbannen.

Dass das Christentum und der Islam eben nicht die gleichen Werte und Ziele vertreten, zeigt Ingo Resch in seinem Buch Islam und Christentum . Er vergleicht die zentralen Aussagen beider Religionen und kommt zu dem nicht überraschenden Ergebnis, dass es sich bei diesen beiden Glaubensrichtungen mitnichten um zwei im Kern identische Systeme handelt.

Der Autor untersucht die zentralen Aussagen beider Religionen zum Menschen- und Gottesbild, zum Verhältnis zwischen Mensch und Gott, zum Geschichtsverständnis und zur gesellschaftlichen Relevanz.

Ist im Islam das Schicksal des Menschen einzig mit der Unterwerfung unter das Gesetz Allahs verbunden, so hat der Mensch im christlichen Verständnis die Möglichkeit sich aufgrund seines freien Willens zu entscheiden. Ist der Mensch im Islam nur aufgrund seiner Eingliederung in das islamische Kollektiv der Umma vollwertig, so hat im Christentum das Individuum eine herausragende Stellung.

Daraus resultiert natürlich ein vollkommen unterschiedliches Gesellschaft-und Menschenbild zwischen Christentum und Islam. Auf der Seite des Christentums gewachsenes und stets an den gesellschaftlichen Veränderungen orientiertes modifiziertes Recht, auf der Seite des Islam der Anspruch auf ewig währenden, dem Koran geschuldeten Gehorsam. Individuelle Freiheit gibt es hier ebenso wenig wie die Gleichheit der Geschlechter.

Während das Gebet im christlichen Verständnis die Form einer Zwiesprache, salopp formuliert, einer Unterhaltung mit Gott darstellt, ist im Islam die stete Unterwerfung unter den Willen Allahs gefordert. Dass sich daraus unterschiedliche Gesellschaftsmodelle entwickelt haben, ist evident. Es ist beinahe müßig zu betonen, dass sich die europäische Idee der Freiheit nur aus dieser Quelle formen konnte. Dass die Aufklärung den Begriff der Freiheit für sich proklamiert hat, ist bestenfalls eine Ironie der Geschichte.

Der Aussage von Ingo Resch "Islam und Christentum verkörpern unüberbrückbare Gegensätze" ist nichts hinzuzufügen. Allen die immer wieder betonen, dass im Grunde genommen Islam und Christentum das gleiche Ziel verfolgen, sei die Lektüre dieses Buches nahegelegt.




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