Buchkritik -- Ernst Schmid -- Im Himmelreich ist der Teufel los

Umschlagfoto  -- Ernst Schmid  --  Im Himmelreich ist der Teufel los Der österreichische Polizist mit dem für europäische Ohren und Münder so kryptischen Namen Kemal Özylimazkorucu ermittelt in seinem zweiten Mordfall. Der türkischstämmige Beamte stellt Ermittlungen in einem Todesfall durch Fremdverschulden, also Mord, an. Bei seinen Untersuchungen kommt er wieder einmal seinen dienstlichen Vorgesetzten in die Quere, die den Fall überraschend schnell als typischen Unfall deklarieren wollen. Das Quertreiben gerade seines Dienststellenleiters hindert Özylimazkorucu allerdings nicht daran, eigene Untersuchungen anzustellen.

Schnell stößt er in ein Wespennest lokaler Interessen und befindet sich bald in einem Kampf an mehreren Fronten. Seine Ermittlungen werden mehr als einmal behindert und er steht einer Koalition zwischen lokalen Honoratioren und einem zwielichtigen Investor gegenüber. Özylimazkorucu wäre nicht Özylimazkorucu, wenn er sich davon abhalten ließe, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Bei seinen Ermittlungen erlebt er die eine und andere Überraschung und auch der Leser wird vom Autor Ernst Schmid so manches Mal in die Irre geführt. Nichts ist so, wie es anfänglich scheint und erst auf den letzten Seiten erfährt der Leser, wer der Täter ist.

Özylimazkorucu hat nicht nur mit den Vorurteilen seines Vorgesetzten ihm gegenüber zu kämpfen, sondern auch privat stehen die Zeichen auf Sturm. Seine Schwester wendet sich religiösen Fanatikern zu und zu allem Überfluss will ihn seine Mutter mit einer türkischen Frau verheiraten.

Aus diesen Zutaten macht Ernst Schmid einen Plot, der nicht nur spannend ist und mit vielen überraschenden Wendungen daherkommt, sondern der auch tief in das Leben der österreichischen Provinz eintaucht. Dort, wo die Welt scheinbar noch in Ordnung ist, ist auf einmal die Hölle los. Auch die katholische Kirche schickt ihre Kettenhunde los, um gegen die Sünder der Welt zu Felde zu ziehen, denn der Investor entpuppt sich als ein Bordellbesitzer aus der Großstadt, der auf dem Land untertauchen will und bei dieser Gelegenheit den lokalen Größen hohe Renditemöglicheiten in Aussicht stellt.

Der Autor nimmt genüsslich die Borniertheit und die Engstirnigkeit so mancher Zeitgenossen Özylimazkorucus aufs Korn. Voreingenommenheiten und Ressentiments bestimmen sowohl den polizeilichen Dienst als auch das Leben der dörflichen Gemeinschaft. Zum Glück behält der türkischstämmige Polizist die Übersicht und die Nerven, denn so manche Beleidigung seitens seines Vorgesetzten bringt sein Blut doch arg in Wallung.

"Im Himmelreich ist der Teufel los" ist eine bunte Mischung aus Kriminalroman und Provinzkritik, die aber auch vor der vermeintlich aufgeklärten Großstadt keinen Halt macht. Es macht Spaß, den Polizisten Özylimazkorucu bei seinen Untersuchungen zu begleiten und man freut sich bereits jetzt auf seinen dritten Fall.




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