Buchkritik -- Martin Hecht -- Unbequem ist stets genehm

Umschlagfoto  -- Martin Hecht  --  Unbequem ist stets genehm Martin Hecht widmet sich in seinem Buch "Unbequem ist stets genehm" der Modeerscheinung des sogenannten Querdenkers. Mit viel Spott und pointiert formuliert, lästert er geradezu über den herrschenden Zeitgeist, selbsternannte Besserwisser und gesellschaftliche Heilkünstler.

In einer Zeit, so Hecht, die sich vor allem durch Beliebigkeit auszeichnet, in der nahezu alles erlaubt ist und für alles Verständnis geäußert wird, sind die Querdenker die einzig verbliebene Institution der vermeintlichen Originalität. Das dem nicht so ist, beweist er in seinem Buch.

Ausgehend von der medial so vielgelobten 68`Revolution ist heute von kritischem Verstandespotential nicht mehr viel geblieben. Während es vor 30 Jahren berechtigte Kritik gab, die auch vehement von den damaligen politischen Underdogs, der APO, angemeldet wurde, ist im Gegensatz dazu der Querdenker heutiger Provenienz ein im saturierten Bürgertum wurzelnder konservativ denkender Mensch, der sich seine geistigen Trends, die ja bekanntlich kommen und gehen wie sie wollen, selber schafft. "Was Ihr den Geist der Zeiten heißt, das ist im Grund der Herren eigener Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln" Das wußte schon Goethe und bis heute hat sich daran nicht viel geändert. Martin Hechts`s spezielle "Freunde" scheinen Waltraut Höhler, Jürgen Fliege, Erich J. LeJeune und der wendige Heiner Geisler zu sein. Was er gekonnt über diese Personen schreibt ist schon allein das lesen dieses Buches wert.

Der Querdenker kann nur ein solcher werden, wenn auch die Medien an diesem Spiel teilnehmen und selber in den Wahn verfallen, vermeintliche Originalität dadurch zu schaffen, indem sie alle unmöglichen Personen in den Stand eines "Rebellen" erheben. Auf diese Art und Weise kam sogar ein Mann wie der ehemalige Bundespräsident Herzog zu dem, heutzutage wirklich positiv besetzten Begriff eines "Unbequemen Menschen". Sein politischer Werdegang zeichnet jedoch ein ganz anderes Bild.

Die Sehnsucht nach Originalität in einer Zeit, welche durch Konformismus gezeichnet ist, ist das Tummelfeld des Querdenkers. Durch vermeintliches "gegen den Strich" Denken sollen originelle Ansätze und Lösungen angeboten werden. Heraus kommt jedoch allenfalls heiße Luft. Indem der Querdenker sich selber auf ein Podest erhebt und von dort aus Kämpfe gegen Windmühlenflügel führt und schon offene Türen einrennt, will er der Gesellschaft zeigen, daß sein Weg im Gegensatz zu allen anderen der härteste ist, daß er quasi für die Gesellschaft ein immens großes Opfer bringt. In Wirklichkeit jedoch ist ihn an nichts weniger gelegen, als um jeden Preis aufzufallen.

Das Buch von Martin Hecht besticht durch die Abwesenheit der viel- und falsch gelobten "political correctness", die nur das erlaubt zu sagen, was dem politischen Mainstream genehm ist. Heucht scheut sich nicht, Dinge beim Namen zu nennen und den intellektuellen Tiefststand, der sich unter anderem durch den immer schnelleren Wechsel der geistigen Modeerscheinungen manifestiert, anzuprangern.

Eine Frage bleibt jedoch noch zu stellen: Ist der Autor nun ein Querdenker oder nicht?




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