Buchkritik -- Andrea Paluch/Robert Habeck -- Hauke Haiens Tod

Umschlagfoto  -- Andrea Paluch/Robert Habeck  --  Hauke Haiens Tod Wer hat ihn nicht während der Schulzeit lesen müssen, den Schimmelreiter von Theodor Storm? Wie viele Schüler sind nicht an der eigenartigen Diktion der Novelle fast verzweifelt? Um es dem Leser dieser Rezension ins Gedächtnis zurückzurufen: Hauke Haien, mittelloser Friese wird nicht zuletzt wegen der Mitgift seiner Frau der neue Deichgraf. Sein Wesen ist störrisch und eigenbrötlerisch. Sein Wissen über Deichbau- und erhaltung jedoch enorm. Diese Mischung ergibt natürlich viele Neider. Ein Deichbruch läßt seine Frau und seine Tochter in den Fluten der Nordsee sterben. Der Deichgraf begeht Selbstmord in der Sturmflut. Soweit Theodor Storm.

Das gibt es nun zwei Autoren, denen das abrupte Ende der Novelle keine Ruhe gelassen hat. Sie haben eine moderne Fassung herausgebracht und die hat es in sich. Intrigen und Bigotterie, Verbrechen und Habgier sind die Inkredenzien aus denen Andrea Paluch und Robert Habeck eine Neufassung des Schimmelreiters geschrieben haben. Hauke Haiens Tod erzählt die Geschichte vieler vergeudeter Leben. Keine Person, mit Ausnahme von Wienke, der Tochter von Hauke Haien und seiner Frau, hat etwas wirklich positives. Destruktivität kennzeichnet die Existenzen der handelnden Personen. Habgier und Egoismus zerstören die menschlichen Beziehungen.

In dieses Gemengelage aus Trieb und Torheit gelangt Iven, der immer nah am Scheitern ist, und der zusammen mit der geistig zurückgebliebenen Wienke die Wahrheit über den Tod ihrer Eltern herauszufinden versucht. Dabei entdecken sie schnell, daß es mehr als ein Geheimnis zu entwirren gilt. Auch ihr Leben gerät dabei in Gefahr. Was vordergründig wie ein Heimatroman aus Norddeutschland anmutet, kommt als knallharte Abrechnung mit gelebter Dorfkultur einher. Hinter der Idylle Nordfrieslands steckt ein wahrer Alptraum an Gemeinheit und Zerstörung. Mit scharfem Blick sezieren die Autoren die trügerische Ruhe des Dorfes.

Der Roman ist flott geschrieben und bettet seine Handlung in eine nahezu brutale Realität. Dem Lesevergnügen kommt das zugute und der Leser findet nicht eine einzige langweilige Seite.




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