Buchkritik -- Gerd Habermann -- Freiheit oder Knechtschaft?

Umschlagfoto  -- Gerd Habermann  --  Freiheit oder Knechtschaft? Kein Begriff ist von der politischen Klasse dieses Landes so missbraucht worden, wie der der Freiheit. Es gibt kaum ein Mitglied der politischen Elite, das dieses Wort nicht beschwört und in die üblichen Sonntagsreden einfließen lässt. Dem Bürger gefällt das anscheinend, denn auch er glaubt sich in einem Land zu wähnen, dessen vornehmstes Ziel der freie und unabhängige Bürger sein soll.

Hinterfragt man die politischen Parolen von Freiheit und Individualismus allerdings kritisch und unterzieht sie anhand der gesellschaftlichen und politischen Realität dieses Landes einer Prüfung, wird man schnell gewahr werden, dass ein nahezu unüberbrückbaren Widerspruch zwischen politischer, gesellschaftlicher und sozialer Theorie und der gelebten Wirklichkeit besteht.

Wenn von Freiheit die Rede ist, muss man genau hinhören, wer dieses Wort benutzt. Ist es ein Politiker, dann wird die Bedeutung des Wortes ihres Sinns entzogen und ausschließlich als Schlagwort benutzt. Es findet eine bewusste Sprachverwirrung statt mit dem Ziel, den Bürgern den zunehmenden Entzug seiner Freiheiten als Fürsorge eines Staates zu erklären, der sich anmaßt, bis tief hinein in die familiären Belange greifen zu dürfen.

Um zu einer von allen politischen Manipulationen befreiten Definition von Freiheit zu gelangen, um diesen Begriff wieder in seine ursprüngliche Bedeutung einzusetzen, gleichsam seinen Sinn wieder freizulegen, ist es notwendig, dieser Begriffsverwirrung ein Ende zu bereiten.

Nichts weniger als eine Rückbesinnung auf das Wesen der Freiheit und deren Konsequenzen für die Gesellschaft und den Einzelnen versucht Gerd Habermann in seinem Buch "Freiheit oder Knechtschaft?". Dieses "Handlexikon für liberale Streiter" gibt dann auch einen guten Leitfaden ab, um hinter die Sprach- und Begriffsverwirrung der veröffentlichten Meinung zu blicken. Der Leser stellt des Öfteren mit Erschrecken fest, wie sehr er sich bereits dem - mit politischem Kalkül - verlotterten Sprachgebrauch einer selbst ernannten Elite unterworfen hat. Diese Allianz, die Politik und Medien zum Zweck einer bewussten Desinformation der Bürger eingegangen sind, kann nur dadurch hintertrieben werden, dass die Begriffe wieder zu ihrer ursprüngliche Bedeutung zurückgeführt werden.

Wer die Sprache beherrscht, der beherrscht auch die Menschen. Dieser Satz hat nichts von seiner Aktualität und Brisanz eingebüßt. Politische Kampfbegriffe und nichtssagende Parolen sind Teil der alltäglichen Manipulation durch das Meinungskartell der Parteien und ihrer Sprachrohre in den Redaktionsstuben.

Der Autor führt zahlreiche Beispiele an, die zeigen sollen, wie groß bereits die Akzeptanz des Einzelnen sich belügen zu lassen geworden ist und deutet viele dieser Begriffe wieder um. [Die Arbeitsförderungsmaßnahmen sind ein beliebtes Mittel zur Manipulation der Arbeitslosenstatistik.] [Armut - ein manipulierter Hauptbegriff der Sozialpolitik.] [Die Finanzkrise ist eine Krise der staatlichen Monopolwirtschaft.] [Bündnis 90/Die Grünen ist eine egalitär-kollektivistische nicht liberale Partei.] [Nietzsche - Dieser Feuerkopf ist eine wahre Schatzkammer an Ideen und Botschaften... für... Liberale,...] [Thilo Sarrazin - Dieser unerschrockene Mann...]

Wer solche Aussagen trifft, der ist vom offiziellen Sprachgebrauch mehr als angewidert. Gerd Habermann legt in seinem "Handlexikon" vieles von dem wieder frei, was von den Sozialingenieuren in Parteien, Verbänden und sonstigen interessierten Kreisen manipulativ verfälscht worden ist und führt die Begriffe wieder ihrer eigentlichen Bedeutung zu.

Das Buch ist eine Absage an jede politische Korrektheit, die der Autor ohnehin als ideologisch motivierte und staatlich ausgeführte Sprachreinigung bezeichnet. Wer noch die Fähigkeit zum kritischen Denken besitzt, für den stellt "Freiheit oder Knechtschaft?" ein gute Argumentationshilfe gegen politisch motivierte Begriffsverwirrung dar.




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