Buchkritik -- John Grisham -- Das Manuskript

Umschlagfoto, Buchkritik, John Grisham, Das Manuskript, InKulturA Der smarte Buchhändler Bruce Cable ist damit beschäftigt, die Lesung einer angesagten Bestsellerautorin zu organisieren, als sich der Hurrikan Leo mit rasender Geschwindigkeit auf die Küste Floridas und damit auch auf Camino Island zubewegt. Die Insel wird auf Anordnung des Gouverneurs evakuiert und alle Einwohner und Touristen aufgefordert, sich aufs Festland zu begeben. Einige, darunter auch Cable und ein paar Freunde, beschließen jedoch vor Ort zu bleiben. Während des Sturms, der die Insel verwüstet, wird der Bestsellerautor Nelson Kerr getötet. Es stellt sich allerdings heraus, dass nicht der Hurrikan dafür verantwortlich war, sondern Kerr wurde ermordet.

Keine Frage, dass sich der Besitzer von "Bay Books" für die Einzelheiten interessiert, zumal Kerr, ein ehemaliger Anwalt und Whistleblower in seinen bisherigen Romanen immer kriminelle Praktiken und Verbindungen von Geschäftsleuten mit der organisierten Kriminalität thematisiert hat. Kann es sein, dass er mit seinem angekündigten neuen Buch eine reale Geschichte erzählt?

„Das Manuskript“ gibt vordergründig erst einmal nur wenig Aufschluss auf mögliche Verwicklungen realer Personen in kriminelle Machenschaften, genauer gesagt, ein groß angelegter Betrug im US-amerikanischen Pflegesystem.

Es dauert eine Weile, fast zwei Drittel des Romans, bis John Grisham seinen neuen Fall, nach „Das Original“ der zweite für Bruce Cable, als Hauptmotiv darstellt. Der Leser braucht viel Geduld, denn der Autor lässt sich Zeit für seine Beschreibungen rund um das Thema Hurrikan und dessen Verwüstungen.

Gleichzeitig, wie bereits in „Das Original“, lässt Grisham Klatsch, Tratsch und den Befindlichkeiten seiner Literaten viel, oft zu viel Raum. Die Clique isst und trinkt gepflegt, letzteres etwas ausgiebiger, und ergeht sich in Small Talk, dessen Zeuge zu werden, manchmal den Spaß an der Lektüre etwas ausbremst.

Keine Frage, John Grisham ist ein begnadeter Erzähler und dazu in der Lage, interessante und spannende Fälle zu konstruieren. Leider ist es ihm diesmal nicht so gut gelungen, denn erst im letzten Drittel des Romans wird das Interesse des Lesers, das bis dahin künstlich wachgehalten werden musste, endlich geweckt. Dann allerdings wird er wieder einmal mit den literarischen Fähigkeiten des Autors belohnt und es entspinnt sich ein Plot, der interessanter nicht sein könnte.

Mein Fazit: zwei Drittel gepflegte Langeweile und ein Drittel John Grisham.




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Veröffentlicht am 4. September 2020