Buchkritik -- Egon Flaig -- Weltgeschichte der Sklaverei

Umschlagfoto  -- Egon Flaig  --  Weltgeschichte der Sklaverei Eines der schrecklichsten Kapitel in der Geschichte der Menschheit ist die Sklaverei. Seit es schriftliche Aufzeichnungen gibt, weiß man darüber Bescheid. Für die vorschriftliche Geschichte kann angenommen werden, dass es sie ebenfalls gab.

Egon Flaig, Inhaber des Lehrstuhls für Alte Geschichte an der Universität Rostock, hat eine Weltgeschichte der Sklaverei veröffentlicht. Zugegeben, der Band kommt auf den ersten Blick etwas unscheinbar daher und wirkt mit knapp 240 Seiten für eine Weltgeschichte etwas klein geraten, doch das Gegenteil ist der Fall. Knapp, aber präzise, ohne Schnörkel und Abschweifungen wird er seinem Thema gerecht.

Nach einer kurzen, aber zutreffenden Definition dessen, was im Folgenden unter Sklaverei zu verstehen sein wird, kommt der Autor auf die Sklaverei im historischen Kontext zu sprechen. Sowohl im Orient, in Ägypten, im Judentum, in Griechenland, im Römischen Reich und vor allem in den muslimischen Ländern gab es Sklaverei. In letzteren sogar bis in das 20. Jahrhundert hinein.

Mögen die jeweiligen Bedingungen in verschiedenen Ländern und zu unterschiedlichen Zeiten für die versklavten Menschen variiert haben, so blieb doch der existenzielle Bruch - herausgerissen aus dem sozialen, familiären und gesellschaftlichen Umfeld und keine Möglichkeit jemals wieder heimkehren zu können - für alle und zu jeder Zeit gleich.

Flaig stellt fest, dass es die muslimischen Länder waren, die sich am intensivsten am Verkauf von Sklaven beteiligt haben. Der afrikanische Sklavenfang und -handel lag fest in ihren Händen. Eindrucksvoll belegt der Autor die Handelsrichtungen über das Mittelmeer und den Indischen Ozean.

Gab es in der Antike wenige Autoren und Stimmen, die sich gegen die Sklaverei richteten, so überrascht es doch zu lesen, dass der eigentliche Beginn einer sich gegen die Sklaverei richtenden Bewegung von den nordamerikanischen protestantischen Minoritäten ausging. Erst spät nahm sich die europäischen Aufklärung dieses Themas an. Das eigentliche Ende der Sklaverei ging vom westlichen Denken und seiner Erfindung des Individuums aus. Eine Entwicklung, die so in muslimischen Ländern nicht stattfinden konnte, weil sie aus religiösen Gründen keine Individualismusdebatte führte.

Das christlich-jüdische Erbe und daraus resultierend die christliche Ethik, war hauptsächlich dafür verantwortlich, dass die Sklaverei immer weiter zurückgedrängt wurde und es schließlich gelang, sie vollkommen abzuschaffen. Mann kann fraglos darüber debattieren ob, wie Flaig es schreibt, der Kolonialismus in den betreffenden Ländern für den Rückgang der Sklaverei verantwortlich war. Die Tatsache, dass es seit Beginn der Kolonialisierung immer weniger Sklaverei gab, ist jedenfalls nicht zu bestreiten.

Genau hier liegt auch die aktuelle Bedeutung dieses Buches. Seit Jahren findet eine merkwürdige Debatte über Verantwortung und Entschädigungszahlungen statt, in deren Verlauf sich der Westen geradezu mit Selbstanklagen überhäuft. Geschürt wird diese Scheindebatte ausgerechnet von Ländern, die sich in der Vergangenheit enorm am Sklavenhandel bereichert haben und es aktuell wieder tun - Beispiel Sudan, hier werden Schwarze seit 20 Jahren erneut versklavt.

Für Flaig ist es eine Tatsache, dass die meisten afrikanischen Sklaven durch Afrikaner versklavt wurden. Aus diesem Grund sind Reparationsforderungen an den Westen geradezu absurd. Hierin liegt die eigentliche Brisanz dieser Weltgeschichte der Sklaverei. Historische Untersuchungen sollten gegenüber einer auf finanziellen Gründen basierenden Verfälschung der Geschichte die wirklichen Fakten belegen. Egon Flaig hat mit seinem Buch ein großes Stück dazu beigetragen.




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