Andreas Anton / Michael Schetsche -- Die Gesellschaft der Außerirdischen

Umschlagfoto, Buchkritik, Andreas Anton, Michael Schetsche, Die Gesellschaft der Außerirdischen, InKulturA „Die Wahrheit liegt irgendwo da draußen“. Dieser Satz ist nicht nur für die Fans der US-amerikanischen Fernsehserie Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI inzwischen zu einem geflügelten Wort geworden, sondern auch für viele andere, die davon überzeugt sind, dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit für intelligentes Leben in den Weiten des Universums gibt, dass wir, die Menschen, also nicht die einzige vernunftbegabte Spezies im Weltall sind.

Im Gegensatz zu den Special Agents Mulder und Scully, die einer Verschwörung auf der Spur sind, bei der das Syndikat, eine geheime Organisation aus Militär, Politik und Wirtschaft, mit Außerirdischen zusammenarbeitet, um ihr Überleben bei der von den Aliens geplanten Invasion sicherzustellen, ist derzeit noch keine Spur etwaiger Besucher oder Invasoren auf unserem Planeten zu finden.

Trotzdem ist es an der Zeit, so finden es zumindest Michael Schetsche und Andreas Anton, sich darüber Gedanken zu machen, was es für die Menschheit bedeuten würde, sollte es sich eines Tages erweisen, dass wir nicht allein im Universum sind. Wie würden wir reagieren? Welche Formen der Kontaktaufnahme gäbe es und wären wir überhaupt in der Lage, außerirdische Botschaften zu entschlüsseln, geschweige denn bei einer direkten Begegnung mit den maximal Fremden in direkte Kommunikation zu treten, ohne gegenseitigen kulturellen Missverständnissen zum Opfer zu fallen?

Exosoziologie, so die Autoren, „... fragt [...] nach der Entstehung und Verbreitung von intelligentem Leben – nach der Möglichkeit oder auch Unmöglichkeit, mit extraterrestrischen Intelligenzen zu kommunizieren.“ Derzeit ist die Wissenschaft mithilfe des SETI-Programms erst einmal damit beschäftigt, sinnvolle Signale aus den Tiefen des Weltalls zu suchen, die auf intelligentes Leben weit draußen schließen lassen.

Interstellar übermittelte Botschaften sind eine von drei möglichen Szenarien, mit denen die Existenz außerirdischer Lebensformen nachgewiesen werden könnte. Zwei weitere sind zum einen das Auffinden von Artefakten extraterrestrischer Provenienz auf erdnahen Planeten und zum anderen die direkte Kontaktaufnahme, die, aufgrund unserer beschränkten technischen und wissenschaftlichen Möglichkeiten, auf absehbare Zukunft nur von der uns gefundenen außerirdischen Spezies geschehen könnte, wir also die Entdeckten sind. Kleiner, zugegeben höchst anthropozentrischer Einwurf – wie wissen aus der Menschheitsgeschichte, wie das Verhältnis zwischen Entdecker und Entdeckte zumeist ausging.

Wie können wir mit maximal Fremden verstehend in Kontakt und Kommunikation treten? Wie würde „Die Gesellschaft der Außerirdischen“ organisiert sein? Wie müssten diese Wesen aussehen, damit wir überhaupt willens wären, sie als Gegenüber zu respektieren? Das alles sind Fragen, die nur hochspekulativ beantwortet werden können und so wundert es die Leser und die Leserinnen nicht, dass die Autoren ausschließlich im Konjunktiv schreiben, denn für die junge, vom wissenschaftlichen Mainstream müde belächelte wissenschaftliche Subdisziplin gibt es keine belastbaren Fakten und so mancher „ernsthafte“ Wissenschaftler dürfte um seine Reputation fürchten, ließe er sich denn mit dieser ein.

Dabei, und das machen die Autoren deutlich, dürfte es eine der kommenden globalen Herausforderungen darstellen, sollte sich die Existenz von intelligentem Leben im Universum bestätigen. Gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Umwälzungen könnten der Fall sein, denn, immer unter der Voraussetzung, wir verabschieden uns von der anthropozentrischen Prämisse, die Besucher oder Invasoren nach menschlichen Maßstäben zu beurteilen, es dürfte nicht unwahrscheinlich sein, dass das Wissen um die Existenz von Nachbarn im interstellaren Raum einen Kulturschock ungeahnten Ausmaßes hervorrufen wird.

Wir wollen nicht hoffen, dass, wie es Schetsche und Anton in einer Szenarioanalyse launig darstellen, die Reaktion des Vatikan bezüglich der Ankunft eines fremden Flugobjekts darin besteht, die Frage nach der Taufe außerirdischer Wesen abschließend zu regeln, jedoch könnte, diese Position vertreten die Autoren, es von Vorteil sein, wenn die Menschheit ihr Vorhandensein nicht all zu laut ins Weltall herausposaunt, denn wir wissen nicht, ob Blaise Pascal mit seinem Satz "Das ewige Schweigen dieser unendlichen Räume erschreckt mich" richtig liegt oder ob nicht irgendwo da draußen etwas existiert, das uns, den Entdeckten, den Garaus machen würde.




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Veröffentlicht am 27. Mai 2019