Buchkritik -- Donna Leon -- Ewige Jugend

Umschlagfoto, Buchkritik, Donna Leon, Ewige Jugend, InKulturA Schon lange sind die Bücher um den venezianischen Commissario Guido Brunetti nicht in erster Linie Kriminalromane, sondern vielmehr eine Sozial- und Milieustudie Venedigs und der dort praktizierten Art der gegenseitigen Abhängigkeiten und der daraus resultierenden Gefälligkeiten.

So auch im 25. Band, in dem der Leser einmal mehr bedauern darf, wie sehr Venedig unter den Touristen leidet, EU-Fördermittel zum Bau eines Schutzes gegen Hochwasser auf dem Weg durch die Instanzen versickern, die öffentliche Verwaltung inklusive der Polizei von unfähigen Beamten geführt wird und ausgerechnet diejenigen, die diese "italienischen Momente" durchschauen, dazu verurteilt sind, in subalternen Positionen ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Die Romane Leons, die in viele Sprachen, außer der italienischen, übersetzt werden, haben ein immer gleiches Muster. Da ist der trotz seines kriminalistischen Scharfsinns an Langeweile und familiärer Unterwerfung kaum zu überbietende Brunetti, der zusammen mit dem tüchtigen Carabiniere Vianello und der reizend-spröden Signorina Elettra manchmal gegen den Willen der bürokratischen Obrigkeit in Gestalt des Vicequestore Patta ermittelt und dabei immer gegen italienische Verhältnisse kämpfen müssen.

Kein Wunder, dass der Commissario bei Beförderungen wohl stets übergangen wird, denn seit nunmehr fast 15 Jahren - Donna Leon veröffentlichte 1993 mit "Venezianisches Finale" Brunettis ersten Fall - bekleidet er denselben Rang.

Wer also weniger einen Kriminalroman, sondern gerne Leichtes und Seichtes aus der Serenissima liest, das zudem noch mit mokanter Gesellschaftskritik gepaart ist, der liegt auch mit Leons Jubiläumsroman "Ewige Jugend" nicht falsch.




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Veröffentlicht am 11. Juni 2016