Buchkritik -- Anonymus -- Codename Eisvogel

Umschlagfoto, Buchkritik, Anonymus, Codename Eisvogel, InKulturA Uh, wie geheimnisvoll. Ein anonymer Autor hat einen Politroman, ihn Thriller zu nennen, ginge an der lahmen Handlung arg vorbei, geschrieben, der Trump-Bashing auf eine andere Weise betreibt. Trump heißt nicht Trump und Putin nicht Putin, ansonsten hat jedoch der Leser keine Probleme, die Figuren des Romans mit real agierenden Personen der Gegenwart zu identifizieren.

Das große Thema und aus diesem Grund auch die „Notwendigkeit“ zur Anonymität des Autors – mal kurz gelacht – ist die Honigfalle. Das ist eine Methode, derer sich Geheimdienste seit ihres Bestehens bedienen, um politisch oder wirtschaftlich ranghohe Männer oder Frauen anderer Staaten durch Männer oder eben Frauen sexuell zu ködern, um an Informationen, im Idealfall sogar in Führungspositionen zu gelangen. So weit, so langweilig.

Anonymus greift für seine Geschichte auf die im Internet, wo sonst?, kursierenden Gerüchte zurück, Trumps erste Ehefrau Ivana Marie, die, 1949 in der Tschechoslowakei geboren, angeblich vom damals noch KGB genannten sowjetischen Geheimdienst als Agentin ausgebildet und in den Westen und in die Betten einflussreicher Männer geschickt wurde. Auftrag: Postkoitale Informationsbeschaffung.

Nun hat ja bekanntlich jede im Dunkel agierende Behörde die sexuellen Nöte und Bedürfnisse ihrer Gegenspieler gewusst genutzt und diese zielgenau befriedigt. Was für ein alter Hut. Anonymus macht daraus einen mäßig dahinplätschernden Roman um eine Journalistin, die bereits über 20 Jahre für den „Flash“, ein Blatt der Klatschpresse tätig ist und glaubt mit der Story über eine Prostituierte, die mit dem damaligen Präsidentschaftskandidaten Antony Craig ein Verhältnis hatte, die Titelgeschichte schlechthin gefunden zu haben. Doch zu ihrer Überraschung verweigert der Herausgeber der Zeitung die Veröffentlichung.

Grace Elliotts große Stunde scheint jedoch gekommen, als sie auf Unregelmäßigkeiten im Lebenslauf der ehemaligen Frau des US-amerikanischen Präsidenten stößt. Sie recherchiert etwas tiefer und fortan ist ihr Leben bedroht. In Montreal, einige Stunden später in Prag, dann wieder nur einige Stunden später in Straßburg, ist sie auf der Suche nach Informationen und trickst, quasi nebenbei, die Profis aus, die genau das verhindern wollen und dabei jedes Mittel, auch Gewalt, anwenden.

Wer es tatsächlich schafft, diesen langweiligen Roman bis zum Schluss zu lesen, dem sollte ein Orden für Tapferkeit angesichts veröffentlichter Langeweile verliehen werden. Anonymus, ein „Autorename“, der wohl weniger die Identität verschleiern soll, sondern dessen Intention vielmehr maximale Gewinnsteigerung des Verlags zu sein scheint. Darauf kann der Leser getrost verzichten.




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Veröffentlicht am 6. Januar 2019