Buchkritik -- Frank T. Zumbach -- E. A. Poe

Umschlagfoto  -- Frank T. Zumbach  --  E. A. Poe Edgar Allan Poe war der Schriftsteller von phantastischen Geschichten, Grotesken und Arabesken. Seine Gedichte gelten als bedeutende Beispiele der Moderne. Außerdem war er auch ein Kritiker, dessen Polemiken dafür sorgten, daß er sich im amerikanischen Kulturestablishment viele Feinde machte. Sein Leben war oftmals genauso geheimnisumrankt wie seine Geschichten. Immer auf dem schmalen Grad zwischen Selbstzerstörung und Genie, Geldnot und Trunksucht, Schriftstellerei und Auftragsarbeiten, verlief sein Leben in eben so einem Verwirrspiel wie in seinen besten Geschichten.

Frank T. Zumbach hat eine überaus umfangreiche Biographie über das Leben und das Werk von E. A. Poe geschrieben. In ihrer Komplexität und in ihrem Umfang wird sie dem Leben des Schriftstellers gerecht. Zumbach räumt mit etlichen Irrtümern über Poes Leben auf und setzt an die Stelle der Fiktion nüchterne Fakten. Es gibt wenige Poe-Biographen, die sich nicht auf einen moralischen Impetus festlegen und E. A. Poe ausschließlich unter diesem Aspekt betrachten.

Zumbach, dessen Biographie über E. A. Poe zum Standardwerk zählt, hat diesen Fehler vermieden und hält sich an die Fakten. Dunkle Stellen im Leben von Poe, wie z. B. die genauen Umstände seines Todes in Baltimore, behandelt er als solche und bildet keine weiteren Legenden. Es ist für einen Biographen kein leichtes Unterfangen in ein unstetes Leben, wie Poe es geführt hat, eine gewisse Systematik su bringen, ohne aus diesem Leben, welches selber einem Verwirrspiel ähnelt, eine Mystifikation zu machen. Frank T. Zumbach ist dies jedoch gelungen.

Er bringt Klarheit in die überaus komplizierten Wechselbeziehungen zwischen Leben und Werk dieses genialen Schriftstellers. Er zeichnet Poes Leben und die Entstehungsgeschichte seines Werkes fast minutiös nach. Sein umfangreiches Quellenmaterial weist ihn als einen profunden Kenner aus. An den Stellen wo es eindeutig ist, zieht er zur Interpretation von Poes Gedichten und Geschichten die Lebensumstände ihres Schöpfers hinzu. Er hält jedoch eine bewundernswürdige Distanz zu dem Versuch, das ganze Leben des Schriftstellers einzig unter dem Aspekt der Werkinterpretation zu untersuchen.

Die Interpretationen die Zumbach vorlegt, dienen dem Verständnis des biographischen Moments der Schlüsselwerke von Poe. Ohne dieses biographische Moment würde keine Biographie auskommen, doch Zumbach setzt sie bewußt sparsam ein, denn hinter dem Werk eines Schriftstellers kann das Leben sehr schnell zu kurz kommen. Es ist das große Verdienst von Frank T. Zumbach, daß das Werk des Schriftstellers E. A. Poe nicht den Menschen E. A. Poe bestimmt, sondern umgekehrt. Diese Biographie ist ein Muß für Freunde und Kenner der Werke von Edgar Allan Poe.




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