Buchkritik -- Georges Duby -- Unseren Ängsten auf der Spur

Umschlagfoto  -- Georges Duby  --  Unseren Ängsten auf der Spur Ein Buch, besser gesagt ein Büchlein, ganz im Stil der 90`er Jahre. Es ist ein Tribut an eine Zeit, die sich dadurch auszeichnet, das sie eben keine Zeit mehr hat. Keine Zeit zum Lesen, keine Zeit zum Nachdenken, keine Zeit für einen Müßiggang, der es ermöglicht, über die Geschichte und sein ganz persönliches Verhältnis zu ihr, seiner eigenen Stellung in dieser Welt und die sich daraus ergebenen Konsequenzen zu reflektieren.

Ursprünglich im Fernsehen gesendet und dann in Büchleinform im prüfungsmäßigen Frage-Antwort Stil veröffentlicht, zeigt es auf allen Seiten, wie ein Werk über Geschichte nicht aussehen sollte. Es wird eine Frage gestellt und Duby antwortet darauf mehr oder weniger ausführlich. Das Fazit, welches der Leser ziehen kann, ist gleich null. Er erfährt, so Duby, das die Menschen des Mittelalters in einer sozialen Umgebung lebten, die anders als unsere dafür sorgte, das der einzelne besser mit seinen Ängsten zurechtkam. Richtig gelesen! Trotz Inquisitionsterror, Seuchen, Armut, Hungersnöten, Kindersterblichkeit, etc. sollen die Menschen des europäischen Mittelalters weniger Ängste gehabt haben als die Menschen des 20. Jahrhunderts.

Die gestellten Fragen bleiben auf der geistigen Linie unseres Jahrhunderts stehen. Es wird kein Versuch unternommen sie zu relativieren, sie so zu stellen, daß sie der mittelalterlichen Zeit und den damaligen Verhältnissen adäquat gewesen wären. Ein Beispiel: Es wird die Frage gestellt, wie sich die Menschen im Mittelalter über den Verlauf der Pest informierten. Die Antwort: In dem sie die Stadtore schlossen. Alles klar?

Es wäre besser gewesen, wenn dieses Büchlein nicht erschienen wäre. Doch alle Beteiligten konnten es wohl nicht unterlassen, noch ein paar Franc daran zu verdienen. Zum Schaden für den interessierten Käufer und Leser.




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