Die Epilog -- Ausgabe Nr. 6

Umschlagfoto, Die Epüilog, Ausgabe 6, InKulturA Zeigt nicht schon allein die Tatsache, dass eine Generation, die expressis verbis auf ein oder mehrere Stereotype festgelegt wird, aus der historischen Kontinuität der biologischen Abfolge herausgefallen ist? Nicht zufällig wurde der Begriff Generation nach dem Zivilisationsbruch des 20. Jahrhunderts zum Problem. Die im Nachhinein als "Flakhelfer-Generation" der schuldlos Schuldigen und der "gnädig Spätgeborenen" bezeichnete Alterskohorte stellte den ersten Versuch – dem weitere folgen sollten – dar, das zu konkretisieren. Böse Zungen sprechen auch von Vorwürfen der Älteren an die Jüngeren, das Erbe mehr oder weniger zu verschleudern.

Tituliert wird eine Generation sowieso, wie es in einem Beitrag der aktuellen Ausgabe von Die Epilog angesprochen wird, von denen, die alles bereits hinter sich haben. Jetzt also die Generation Y, die erste, die sich selber einen Namen gibt und damit deutlich machen will, dass sie nicht mehr bereit ist, den Erwartungen, den Ansprüchen und Festschreibungen ihrer Vorgänger Folge zu leisten.

"Am Arsch vorbeigehen", so nennt das z. B. Stephan Weiner beim Treffen der vier Generationen, wenn es darum geht, die von den Vorgängern geforderte Würdigung derer Lebensleistung(en) zu absolvieren. Man bleibt zwar das Kind seiner Eltern, doch weichen die Lebensentwürfe mehr oder weniger stark von denen der "Alten" ab. Das mag auch daran liegen, und da hat wohl gerade besagte Generation Y ein feines Gespür, dass alle Berge bereits bestiegen wurden, alle Ozeane kartographiert, alle Posten schon lange besetzt sind, alles bereits irgendwie gesagt wurde und es anscheinend nur noch in der digitalen Welt Neuland, freilich höchst vergänglich und ephemer, zu entdecken gilt.

Dabei, das zeigen die Beiträge, wird nicht gejammert oder lamentiert, sondern schlicht und ergreifend die Tatsache zur Kenntnis genommen, dass man zwar von den Vorgängern profitiert hat, sich jedoch weigert, den daraus erhobenen vermeintlichen Dankbarkeitskult abzuleisten. Jenseits aller Festschreibungen ist Generation Y wohltuend anders. Kritisch, aufgeschlossen und bereit, abseits eingefahrener Wege Möglichkeiten auszuloten, freilich immer mit der Gefahr des Scheiterns.

Vielleicht wäre es besser, den Begriff Generation nur noch für Drosophila melanogaster, die Schwarzbäuchige Fruchtfliege zu verwenden.





Veröffentlicht am 2. April 2017