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Buchkritik -- S. A. Cosby -- Der letzte Wolf

Umschlagfoto,>Buchkritik, A. S. Cosby, Der letzte Wolf , InKulturA Titus Crown hat eine beeindruckende Vita: Star-Quarterback seines High-School-Footballteams, das die Staatsmeisterschaft gewann, Klassenbester an der University of Virginia and Columbia und seit 12 Jahren ein herausragender Agent beim FBI, das er jedoch unter geheimnisvollen Umständen verließ, um nach Hause zurückzukehren.

Zuhause, das ist Charon County, Virginia, wo unter der Oberfläche der Gemeinschaft immer noch latenter bis brutaler Rassismus herrscht und Crown wider aller Erwartungen zum ersten schwarzen Sheriff gewählt wird. Er beschreibt diese Erfahrung als vergleichbar mit dem Leben „in einem Niemandsland zwischen Menschen, die an ihn glaubten, Menschen, die ihn wegen seiner Hautfarbe hassten, und Menschen, die glaubten, er sei ein Verräter seiner Rasse.“

Die Geschichte von Charon County, so wird es in einigen Einschüben erzählt, ist geprägt von Gewalt, Leid und Schmerzen, hauptsächlich der farbigen Mitbürger. Diese Gewalt setzt sich bei einer Schießerei an der örtlichen High School fort, bei der ein junger Schwarzer namens Latrell Mr. Spearman, einen beliebten weißen Lehrer, tötet. Kurz danach ist auch Latrell tot, erschossen von Crowns Kollegen. Die Atmosphäre ist aufgeheizt, denn Polizeigewalt gegen Farbige ist in und um Charon County immer noch an der Tagesordnung.

Bald erfährt Titus, dass dieses schockierende und scheinbar unerklärliche Ereignis nur ein Teil eines noch viel schrecklicheren Verbrechens ist, denn der erschossene Lehrer war ein Pädophiler, der zusammen mit einer noch unbekannten Person schwarze Kinder missbraucht und getötet hat. Jetzt beginnt die Suche nach einem Serienmörder.

Während er und seine Deputys versuchen, diesen zu fassen, muss sich Titus auch mit Neo-Konföderierten auseinandersetzen, die entschlossen sind, anlässlich des jährliches Herbstfestes durch Charon zu marschieren. Dazu kommt anhaltender politischer Druck und seine eigenen persönlichen Kämpfe. Ungelöste Traumata und unsichere Beziehungen zu seinem Vater und seinem Bruder nagen an ihm, während er sich bemüht, die Bürger von Charon County zu beschützen und gleichzeitig mit dem Schmerz seiner Vergangenheit zu kämpfen.

In „Der letzte Wolf“ erweist sich S.A. Cosby erneut als beeindruckend mit der Bandbreite seiner Talente. Die Erzählung ist sowohl ein provokanter Kriminalroman als auch eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Rassenvorurteilen und religiösen Befindlichkeiten. Durch seine außergewöhnliche Prosa teilt er seinen Leserinnen und Lesern eine tief bewegende emotionale Wahrheit mit, die weit über die Fiktion hinausgeht.

Einmal mehr wird deutlich, nicht zuletzt durch die beeindruckende Diktion des Autors, dass die besten Romane Realitäten darstellen, mit denen man sich vielleicht nur schwer auseinandersetzen kann, die aber ein Nachdenken erfordern. Einen Roman wie diesen zu lesen bedeutet, mehr über Leben zu erfahren, die außerhalb unseres eigenen liegen – und dabei etwas über uns selbst zu entdecken.

Fazit: absolute Leseempfehlung.




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Veröffentlicht am 4. April 2024