Buchkritik -- Sebastian Fitzek -- Das Geschenk

Umschlagfoto, Buchkritik, Sebastian Fitzek, Das Geschenk, InKulturA Sebastian Fitzek ist ein überaus fleißiger Autor von Psychothrillern und seine Romane landen regelmäßig auf den ersten Plätzen der Verkaufszahlen. Leider hat das mitunter Konsequenzen für die Qualität der Bücher. Sein aktuelles Werk ist leider ein Ergebnis schnell hintereinander auf den Markt geworfener Romane und kann trotz einer überaus interessanten Fragestellung nicht in Gänze überzeugen.

Milan Berg, ein Kleinkrimineller und zudem Analphabet, sieht, als er an einer Ampel steht, ein Mädchen auf dem Rücksitz eines Autos, das einen Zettel gegen die Scheibe hält. Er kann ihn zwar nicht entziffern, doch sein Gefühl sagt ihm, dass das Kind irgendwie in Gefahr schwebt und er nimmt – mit einem Fahrrad – die Verfolgung auf. Hätte er doch nur gewusst, welche Ereignisse er mit seiner spontanen Handlung in Bewegung setzten würde.

Bei seinen Bemühungen, dem Mädchen zu Hilfe zu kommen, gerät er in einen Abgrund menschlicher Bosheit und Gewalt, der seinesgleichen sucht. Genau hier liegt die Schwäche dieses Psychothrillers. Zu viele überraschende Wendungen, manchmal arg an den Haaren herbeigezogen,, sorgen dafür, dass einfach keine Spannung aufkommen will, denn hinter jeder Ecke, Verzeihung, fast jeder Seite gibt es neue Entwicklungen, die dem Leser oft die Freunde am Weiterlesen nehmen. Die Figuren, einfach angelegt, handeln stereotypisch und sind damit schnell überschaubar, sodass auch die absolute Überraschung am Ende des Thrillers eher gekünstelt wirkt, als sauber konstruiert.

Mit vielen Rückgriffen auf die Vergangenheit wird die Lebensgeschichte von Milan erzählt und dabei wird schnell klar, dass er das erste Opfer dieses an Wickelzügen reichen Thrillers ist, denn sein Analphabetentum hat einen schrecklichen Grund, für den der dafür Verantwortliche in der Gegenwart Buße tun will.

Vielleicht ist es meiner Abneigung gegenüber der Darstellung von Kindern in Psychothrillern geschuldet, dass ich die letzte im Roman beschriebene Wendung äußerst unappetitlich fand und infolgedessen die vorausgegangenen Gewaltszenen als übertrieben brutal.

Der Autor ist ohne Frage einer der originellsten und kreativsten Autoren von Romanen über menschliche Abgründe, doch diesmal hat er es schlicht und ergreifend etwas übertrieben. Dabei ist die hinter der Handlung stehende Frage, ob das Böse im Menschen mit medizinischen Mitteln, seien es Medikamente oder Operationen, verhindert werden kann, äußerst spannend und allemal gut für einen spannenden Thriller. Doch leider ist der Stefan Fitzek dieses Mal nicht gelungen.

„Das Geschenk“ ist solide Unterhaltung, doch der Autor, das hat er in der Vergangenheit bewiesen, kann es weitaus besser.




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Veröffentlicht am 2. November 2019