Buchkritik -- Connie Palmen -- Die Sünde der Frau

Umschlagfoto, Buchkritik, Connie Palmen, Die Sünde der Frau, InKulturA Vier Frauen, vier Kämpfe gegen die Dämonen der Vergangenheit, viermal Berühmtheit, Einsamkeit, Alkohol und Drogen. Die Lebenswege von Marilyn Monroe, Marguerite Duras, Jane Bowles und Patricia Highsmith sind, so jedenfalls Connie Palmen in ihren minimalistisch gehaltenen Büchlein "Die Sünde der Frau", exemplarisch für die gesellschaftliche Ächtung der begabten Frau.

Damit das auch der (männliche) Leser versteht, gibt die Autorin auf den ersten Seiten gleich eine, wie sie es nennt "Handreichung für die Lektüre". Es scheint fester Bestandteil des aktuellen Zeitgeistes zu sein, Frauen, ob berühmt oder nicht, als Opfer männlichen Überlegenheitswahn zu stilisieren. Da greifen dann auch sonst der Religion eher fern stehende Autorinnen gern auf die Genesis, das erste Buch der Bibel zurück, in dem bekanntlich die schöne Eva den dummen Adam zum Verzehr einer von Gott verbotenen Frucht, quasi der Apfel des Anstoßes, verleitet hat. Fazit: Schluss mit Paradies und Faulheit, von jetzt an galt es in die Hände zu spucken und selber für sein Leben sorgen.

Im Zuge des Männerbashings bietet der Rauswurf aus dem Paradies jedoch jede Menge Munition für Autorinnen und Autoren, sich am Verhältnis zwischen Mann und Frau abzuarbeiten. Connie Palmen will mit ihren, Essays kann man es nicht nennen, vier Minibiographien die Tragik der berühmten Frauen beweisen, die, unter einer schlimmen Kindheit leidend und wegen ihrer (selbstgewählten) Lebensweise nicht verstanden von der Gesellschaft, ja sogar von ihr ausgegrenzt wurden, ihr Leben zwischen benebelt und kreativ - warum gehört eigentlich die Monroe in dieses Quartett Infernal? - fristen mussten.

Das Resultat: Alkoholismus, Tablettensucht und suizidales Verhalten. Was, so Palmen, bei Männern heroisch dargestellt wird, Einsamkeit und Trunksucht, wird, so wiederum Palmen, bei Frauen als abweichendes Verhalten definiert, weil, so steht es in der Betriebsanleitung dieses Buches, "Eine Frau, die sich nicht an ihre natürliche Bestimmung hält, die Gebote der Erhaltung des Lebens verrät..."

Du meine Güte, geht es nicht eine Nummer kleiner? Da werden (weibliche) persönliche Präferenzen für bewusstseinserweiternde Stimulanzien, die ohne Frage einer von der Norm abweichenden Kindheit geschuldet sein können, als einziger Ausweg, als Flucht vor den Verhältnissen beschrieben und, wie bei dieser Argumentation jedoch leider üblich, die individuelle Freiheit (auch Frauen sollen gerüchteweise darüber verfügen) zur Selbstzerstörung außen vor gelassen.

Charles Bukowski, dessen Vita starke Ähnlichkeit mit denen der vier Schnapsdrosseln aufweist, hätte auf das Palmer´sche Lamentieren garantiert ein, bestimmt aber mehrere Gläser gehoben.




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Veröffentlicht am 3. Juli 2018