Buchkritik -- Raphaël Confiant -- Unbescholtene Bürger

Umschlagfoto, Buchkritik, Raphaël Confiant, Unbescholtene Bürger, InKulturA Unbescholtene Bürger? Mitnichten! Fast alle haben Dreck am Stecken, jedenfalls in Raphaël Confiants gleichnamigen Roman, in dem der launig-kauzige Privatdetektiv Jack Teddyson bei seinem ersten großen Fall zwischen alle Fronten gerät. Prostitution, Drogenhandel und Korruption gedeihen prächtig im tropischen Klima von Fort-de-France, dem größten Ort auf der karibischen Insel Martinique.

Raymond Vauban, so der bürgerliche Name des Ermittlers, verdient seinen bescheidenen Lebensunterhalt mit den Brosamen, die vom Tisch der örtlichen Polizei herunterfallen, weil die die örtliche Exekutive wenig bis überhaupt nicht interessieren, "...gehörnte Ehemänner, illegitime Erben, unredliche Schuldner [...] und sonstige Hexenmeister". Es wäre weiterhin ein bescheidenes und geruhsames Leben gewesen, wenn nicht eines Tages die Witwe eines ermordeten Unternehmers seine Dienste in Anspruch genommen hätte. Diese will, dass der von der Polizei bereits zu den Akten gelegte Fall wieder aufgenommen wird. Teddyson, immer knapp bei Kasse, weil eben "auf der Insel jeder über jeden Bescheid weiß", übernimmt den Auftrag, ohne auch nur zu ahnen, in welche Wespennester er bei seinen Ermittlungen stoßen wird.

Bis es ihm gelingt, den Fall zu lösen, lässt Confiant seinen stets lockeren Detektiv so manche Fehleinschätzung der Lage vornehmen und ein Verdächtiger nach dem anderen erweist sich zwar nicht als unbescholten, bezüglich des Mordes jedoch als unschuldig. Jack ist ein Stehaufmännchen, das zwar in prekären Verhältnissen lebt, sich durch nichts, auch nicht durch Frauen, entmutigen lässt. Da kommt der finanzielle Segen gerade recht, den Teddyson im Fall eines, sein schlechtes Gewissen beruhigen wollenden Seniors erhält, der seinen vor vielen Jahren gezeugten Sohn durch die Recherchen von Jack gefunden hat. Doch typisch Teddyson, wie gewonnen, so zerronnen.

Dieser etwas abseits des Genres geschriebene Kriminalroman hält für den Leser neben derbem Humor und schrägen Situationen ein buntes Panoptikum karibischen Lebens bereit. Absolute Leseempfehlung!




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Veröffentlicht am 24. Februar 2018