Buchkritik -- Eugen Ruge -- Cabo de Gata

Umschlagfoto, Eugen Ruge, Cabo de Gata, InKulturA Ein Mann um die vierzig lässt alles hinter sich. Er verkauft oder verschenkt seine Möbel, packt ein paar Sachen ein und begibt sich auf eine Reise. Viele Jahre später wird er seine Tour rekapitulieren und an dieser Stelle steigt der Leser ein in die Lektüre des Buches "Cabo de Gata" von Eugen Ruge.

"Ich erinnere mich...", dieser Spruch und ähnliche Satzanfänge begleiten denjenigen, der dieses Buch, noch mit gutem Willen, in die Hand nimmt. Es ist ein Werk, dass man nicht recht einzuordnen weiß, will es doch, wenigstens halte ich das dem Autor zugute, vieles und bleibt doch so sehr im Ungewissen.

Da ist die Sehnsucht des Protagonisten nach dem Neuen und Unbekannten. Da drückt ihm die Anonymität der Hauptstadt aufs Gemüt. Da lebt er ein einsames Leben in der Großstadt, zwar mit angeblicher Vaterschaft, doch in Wirklichkeit ohne Beziehungen. Da möchte er schreiben, weiß jedoch nicht worüber. Es wäre ein Wunder, wenn die Flucht aus dem Grau der Stadt, aus der Einsamkeit und aus der kultivierten Melancholie nicht gelingen würde.

Doch leider, das muss man konstatieren, funktioniert die Sache nicht richtig. Der Mann stranded in Cabo de Gata, einem Dorf am Rande Europas. Hier, kurz vor Afrika, will unser Mann..., ja was will er eigentlich? Sich selber finden? Seine innere Blockade aufheben? Ein neues Leben beginnen? Das wird, auch nachdem er einer ominösen Katze begegnet ist, nicht wirklich deutlich.

Der Mann bleibt für sich und andere ein Außenseiter, der zwischen seiner Unfähigkeit Kontakte zuzulassen und seiner Sehnsucht nach Nähe pendelt. Nicht zuletzt aus diesem Grund dürfte für ihn die Begegnung mit einer hungrigen und schwangeren Katze ein Ereignis sein, in das er, der Einsame, der ewige Solitär, etwas hinein interpretiert, das der Leser nun wirklich nicht nachvollziehen kann.

"Cabo de Gata" ist ein Roman, treffender ausgedrückt, ein aus der Distanz des Alters geschriebener Rückblick in der Form eines unregelmäßig geführten Tagebuchs. Der Leser wird gezwungen, die Rolle eines Voyeurs zu übernehmen, der Zeuge des Scheitern eines Neubeginns wird.

Ohne Frage verpackt Eugen Ruge das alles in eine Sprache, die, ausdrucksstark und mit dem Blick für die feinen Details, dem Leser eine stilistisch genussvolle Lektüre garantiert, die jedoch auch nicht verhindern kann, dass das Buch im Ungefähren und im manchmal unerträglichen Selbstmitleid der Hauptperson verharrt.




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