Buchkritik -- Bettina Wulff -- Jenseits des Protokolls

Umschlagfoto  -- Bettina Wulff  --  Jenseits des Protokolls Es gibt gute Bücher und es gibt weniger gute Bücher. Manche langweilen den Leser, manche nehmen ihn mit auf eine anregende Reise in die Welt der Phantasie. Es gibt Ratgeber für diejenigen, die sich informieren oder weiterbilden wollen. Kurz gesagt, die Welt der Bücher ist in der Regel eine, die informiert, unterhält oder sonstwie für Kurzweil sorgt. Wie auf jeden Topf ein Deckel passt, so findet auch jeder Leser und jede Leserin die Bücher, die zum jeweiligen Interesse und den individuellen Vorlieben passen.

Nach der Veröffentlichung des Buches "Jenseits des Protokolls" von Bettina Wulff muss ich zu meinen Bewertungen eine weitere Kategorie hinzufügen. Ab sofort gibt es auch peinliche Bücher. Die Ehefrau des zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff schwadroniert und lamentiert im großen Stil - bei allem Respekt für Autoren und ihre Arbeit am Werk sind mir kein passenderen Wörter zur Beschreibung dieses Buches eingefallen - über ihr Leben, ihre Begegnung mit Christian Wulff und ihre kurze Amtszeit als "First Lady" der Bundesrepublik.

Da lässt sich jemand, der wahrlich auf der Sonnenseite, auf der gebutterten Hälfte des Toasts lebt, über das schwere Leben an der Seite eines Politikers und späteren Bundespräsidenten aus, dass der Leser Angst und Bange um die geistige Gesundheit aller derjenigen haben muss, die vor Familie Wulff dieses Amt in Würden ausgeübt haben.

Da werden zu Hauf Plattitüden von sich gegeben. Vieles war "wahnsinnig toll", ganz besonders die Kanzlerin, die eine "wahnsinnig straighte Frau ist". In der Welt von Bettina Wulff überwiegt der Glanz aber leider gibt es wenig Gloria. Zu Beginn der Ehe mit Christian Wulff mediengeil bis zum Abwinken und zu jeder Homestory bereit, beklagt sich Bettina Wulff darüber, dass sie zum Ende der politischen Karriere ihres Mannes von eben den Medien gehetzt wurde, denen sie vorher so viel Aufmerksamkeit geschenkt bzw. denen sie jede Möglichkeit zum Ablichten ihrer Person gegeben hat. Stichwort Schultertattoo.

Der tapfere und redliche Leser, der sich aus Respekt vor dem Autor, in diesem Fall der Autorin, durch die Seiten quält, wird in diesem Fall alle seine Nerven und seine Selbstbeherrschung benötigen, um die vor ihm liegenden 224 Seiten hinter sich bringen zu können. Wenn er das geschafft hat und sich die Frage stellt, "was will mir diese Frau eigentlich sagen?", dann wird er zweifelsohne ohne Antwort bleiben, sich jedoch überlegen, ob er es ein zweites Mal wagen sollte, sich die "Erinnerungen" einer "Frau hinter ihm" zu kaufen.

Doch kein Buch kann wirklich so schlecht sein, als dass man nicht auch noch aus ihm eine wesentliche Information erhalten könnte. Es muss um den geistigen Zustand unserer herrschenden Eliten schlimm bestellt sein, wenn die Wulff`schen Befindlichkeiten in diesen Kreisen die Regel sein sollten. Hinter der Fassade der (politischen) Großspurigkeit und Überheblichkeit blickt man in einen Abgrund aus Kleingeistigkeit, Lebensangst und intellektueller Niveaulosigkeit. Der Schein ist alles, doch dahinter sieht es finster aus. In dieser Beziehung kann einem Bettina Wulff wirklich leid tun.

Sie wäre jedoch weitaus besser beraten gewesen, zusammen mit ihrem Gemahl den überaus üppigen "Ehrensold" zu verjubeln, anstatt dieses peinliche Buch zu veröffentlichen und auch damit noch den Versuch zu unternehmen, reichlich Kasse zu machen.

Nebenbei bemerkt, hoffentlich schreibt die Bundeskanzlerin niemals ihre Memoiren.




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