Buchkritik -- Georg Brun -- Fackeln des Teufels

Umschlagfoto  -- Georg Brun  --  Fackeln des Teufels Intoleranz, Verblendung, Machtstreben, Verdrängung von Sexualität und Glaubenskämpfe, das waren, (und sind es leider noch heute), wesentliche Grundzüge der menschlichen Entwicklung. Neben Forschungsdrang und dem Streben nach einer besseren Welt, neben Güte, Toleranz und Aufgeschlossenheit Neuem gegenüber, gab es auch schon immer diese negativen Begleiterscheinungen der "Menschlichen Komödie".

Georg Brun erzählt in seinem Roman "Fackeln des Teufels" die Lebensgeschichte eines Mönchs im 16. Jahrhundert. Eine Zeit der Glaubenskämpfe zwischen katholischer und evangelischer Theologie. Die Welt verändert sich und diese Veränderung manifestiert sich in Ängsten und Verzweiflung. Krankheiten überziehen die Länder und nicht wenige Menschen glaubten an das Ende der Zeit und die bevorstehende Apokalypse. Die Inquisition wütete in fast allen europäischen Ländern, der katholische Klerus schwankte zwischen Askese und Ausschweifungen. Martin Luther spaltet die Institution der Kirche und der Jesuitenorden wird gegründet. Aberglaube und Hexenverbrennungen sind an der Tagesordnung.

In diese Zeit fällt das Leben des Mönchs Johann. Im Lauf des Romans wird aus dem überzeugten Verfechter der päpstlichen Lehrmeinung ein immer skeptischer werdender Mensch. Seine Teilnahme an einer Hexenverbrennung hinterläßt in ihm Narben, die nach vielen Jahren, als er selber zu einem Gutachter in einem Hexenprozeß berufen wird, wieder aufbrechen werden und aus ihm einen starken Kritiker und einen Befürworter des Endes der Hexenverfolgungen werden lassen. Doch festgefahrene Glaubenspositionen auf katholischer Seite führen fast zu seiner Exkommunikation.

Johann lernt im letzten Drittel seines Lebens eine Frau kennen und lieben, deretwegen er in starke innere Konflikte gerät und mehr als einmal ist er kurz davor seinen Glauben zu wechseln, d. h. evangelisch zu werden, um seine Liebe ehelichen zu können. Dem zuvor kommt der Selbstmord seiner Geliebten. Innerlich gebrochen, muß Johann versuchen sein Leben auf eine neue Basis zu stellen. Sein alter Glaube führte ihn in eine Lebenskrise, aus der er einen Ausweg suchen muß.

Georg Brun ist es brillant gelungen einen Grundzug menschlicher Existenz, die Aufgabe von unhaltbaren Positionen und die inneren Kämpfe eines Individuums, die zu solch einer Änderung der Grundwerte führen, zu beschreiben. Obwohl der Mönch Johann selber ein Teil des Systems war, führte ihn seine innere Überzeugung dazu, dem Treiben der Inquisition Einhalt gebieten zu wollen, auch um den Preis seiner eigenen Exkommunikation.

Neben der herausragenden Schilderung der politischen und sozialen Verhältnisse des 16. Jahrhunderts ist der Roman auch ist eine Parabel auf das Verhältnis zwischen dem Menschen und den ihn bestimmenden Institutionen. Die Furcht vor Strafe, aber noch stärker die Angst vor dem Ausgeschlossenwerden aus der Gemeinschaft, (damals die Angst vor der Exkommunikation als Auschluß aus der Gemeinschaft der Gläubigen, heute die Angst vor Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg), führen immer wieder dazu, das Menschen sich in den Dienst einer wie auch immer gearteten Einrichtung begeben und sich ihr nahezu Willenlos unterwerfen.

Der Roman hat eine beklemmende Aktualität. Aus der Kirche, der beherrschenden Institution des 16. Jahrhunderts ist in unserer Zeit der Terror des Kapitals geworden, der ungehindert über den ganzen Globus hinweg politische Systeme nach belieben beherrschen kann. Nur allzu bereitwillig unterwerfen sich die Menschen den Mechanismen des Marktes und derjenige, der sich ihm nicht anpassen will, wird zum Außenseiter.

Dem Mönch Johann gelang es, sich nach langen inneren Kämpfen vom kirchlichen System, wohlgemerkt nur vom System aber nicht von seinem Glauben, denn der ist ursprünglich und rein, zu lösen. Der Glaube aber, sein Glaube ist universell, muß universell sein, denn wenn er es nicht wäre, könnte Johann diese inneren Auseinandersetztungen nicht unbeschadet überleben. Der Glaube an sich ist positiver Natur. Er wird erst durch die Institution Kirche verfälscht.

Es gelingt Johann sich selber treu zu bleiben. Gelingt uns das auch?




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