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Buchkritik -- Rolf Bergmeier -- Machtkampf. Die Geburt der Staatskirche

Es gibt historische Ereignisse, die den Verlauf der weiteren Geschichte auf dramatische Weise bestimmen. Eine dieser Wendemarken war das vom römischen Kaiser Theodosius am 28. Februar 380 erlassene Edikt Cunctos populos, mit dem alle heidnischen Religionen verboten wurden und fortan alle Bürger im römischen Reich unter dem Dach eines einzigen Glaubens, des katholischen, ihr Seelenheil finden sollten.

Dieses Datum stellt, so Rolf Bergmeier, "Die Geburt der Staatskirche" dar, die auf dem europäischen Kontinent für fast tausend Jahre zu einer Stagnation in allen gesellschaftlichen Bereichen führte. Sozial, ökonomisch und kulturell war die Allianz zwischen Staat und katholischer Kirche verantwortlich für einen Bruch mit den durch das römische Weltreich erreichten Standards und, drückt man es salopp aus, es war Schluss mit lustig.

Bibliotheken, die öffentliche Infrastruktur, Theater und Schulen verfallen. Angewandtes Wissen in Form von Architektur und Straßenbau versiegt und die Nachgeborenen des weströmischen Reiches – Ostrom bewahrte die kulturellen Standards – leben in und von den Trümmern der ehemaligen Weltmacht Rom.

Es ist ein beispielloses Vergessen des Erreichten die, Bergmeier betont das wiederholt, geschuldet einer katholischen Machtübernahme, christliche Maximen verrät und sich und den von ihr durchgesetzten Glauben als absolut, als einzig wahr deklariert. Damit einhergehend leitete eine bis dahin unbekannte Leibfeindlichkeit und Jenseitsorientierung für über tausend Jahre die europäische Dunkelheit ein, in der bald Bücher und Menschen brennen sollten.

Im Ton manchmal scharf, in der Sache jedoch immer faktengesättigt erzählt Rolf Bergmeier eine andere, weitaus plausiblere Version dessen, was Historiker das Mittelalter nennen. Dass er damit einen Nerv getroffen hat, beweist das laute Schweigen bezüglich der öffentlichen Rezeption seiner Untersuchung.